Siemens steigt in das nordamerikanische Schnellladenetz-Projekt Electrify America des Volkswagen-Konzerns ein. Zusammen wollen die Partner 450 Millionen Dollar (426 Mio Euro) in den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos in den USA und in Kanada stecken, wie sie am Dienstag ankündigten.
Der Münchner Elektroriese soll in diesem Zusammenhang auch eine Kapitalbeteiligung an der Tochterfirma des US-Ablegers von VW sowie einen Sitz in deren Verwaltungsrat bekommen.
«Ziel ist es, die Ladeinfrastruktur von Electrify America bis 2026 mehr als zu verdoppeln und auf 1800 Standorte und 10.000 Schnelllader zu erweitern», erklärte VW-Technikvorstand Thomas Schmall. Dann sollen auch fast alle US-Bundesstaaten abgedeckt sein. Die Managerin Veronika Bienert von der Siemens-Sparte Financial Services sprach von «einem der größten Investments» ihres Unternehmens in der Elektromobilität. Es soll sowohl um Lade-Hardware als auch -Software für E-Fahrzeuge gehen. Die Angebote sind für Kunden aller Autohersteller offen.
Reaktion auf Dieselskandal
Die Gründung von Electrify America war anfangs eine Reaktion auf den VW-Dieselskandal. Eine zentrale Auflage der US-Behörden nach der Aufarbeitung war, dass der deutsche Autokonzern an Großvorhaben für mehr umweltfreundlichen Verkehr in den USA mitwirken muss. Über ein Jahrzehnt sollen zwei Milliarden Dollar investiert werden. Der heimische Hersteller Ford will bei der Erweiterung öffentlicher Ladepunkte ebenfalls auf das Netz von Electrify America setzen. Der Online-Gigant Amazon ist seit Ende 2019 in die Pläne eingebunden. Er soll Geräte zum Laden zu Hause vertreiben.
VW will in den kommenden Jahren deutlich mehr E-Modelle in den USA fertigen. In Europa werden bereits mehrere Fabriken auf reine Elektrofertigung umgerüstet. Hier kooperiert der Konzern beim Ladenetz-Ausbau unterm anderem mit dem Konsortium Ionity an Autobahnen und Fernstraßen sowie mit dem Tankstellenkonzern BP.