Der Dax ist der wichtigste Aktienindex in Deutschland. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Fredrik von Erichsen/dpa)

Die Furcht vor einem starken wirtschaftlichen Abschwung hat den deutschen Aktienmarkt am Dienstag auf Talfahrt geschickt. Die wichtigsten Aktienindizes gerieten im Verlauf des Handels immer stärker unter Druck.

Der Leitindex Dax rutschte unter sein Tief von Anfang März und fiel auf den niedrigsten Stand seit November 2020. Zum Handelsschluss belief sich der Verlust auf 2,91 Prozent auf 12.401,20 Punkte.

Der MDax der mittelgroßen Werte sackte um 3,41 Prozent auf 24 635,00 Zähler ab. Auf diesem Niveau hatte sich der Index letztmals im Mai 2020 bewegt.

Im laufenden Börsenjahr summiert sich der Verlust des Dax mittlerweile auf fast 22 Prozent. Anleger befürchten, dass die Leitzinserhöhungen großer Notenbanken im Kampf gegen die hohe Inflation eine Rezession auslösen könnten. Zudem gibt es gerade in Deutschland die Gefahr vollständig ausbleibender Erdgaslieferungen aus Russland. Dies würde sowohl die Inflation weiter nach oben treiben als auch die Konjunktur erheblich belasten.

Der Fokus an den Finanzmärkten verschiebe sich von Inflations- und Zinssorgen zu Stagnations- und Rezessionsängsten, schrieb Stratege Martin Lück vom Vermögensverwalter Blackrock. Der Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank verwies auf die steigenden Gaspreise und sprach von einem «Energieschock», der zunehmend einer Stagflation Vorschub leiste. Unter Stagflation versteht man eine nicht mehr wachsende Wirtschaft bei gleichzeitigem Preisauftrieb.

Uniper sackt nochmals ab

Vor allem Aktien konjunktursensibler Unternehmen gerieten stark unter Druck. So büßten die Anteilsscheine des Triebwerkherstellers MTU am Dax-Ende fast acht Prozent ein. Mit Daimler Truck, BASF und Heidelbergcement mussten weitere konjunkturabhängige Titel Federn lassen. Die Aktien der Rüstungskonzerne Rheinmetall und Hensoldt brachen prozentual zweistellig ein. Sie liegen seit Jahresbeginn noch immer deutlich im Plus, weshalb Anleger hier Gewinne einstrichen.

Die Aktien von Uniper sackten nach den Verlusten vom Vortag um weitere fast zehn Prozent ab. Die Hinweise auf einen milliardenschweren Einstieg des Bundes beim angeschlagenen Versorger verdichten sich. Der Konzern ist wegen sinkender Gasflüsse aus Russland in Schieflage geraten.

Shop Apotheke legt kräftig zu

Eine starke Nachfrage nach nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten trieb den Online-Arzneimittelhändler Shop Apotheke derweil kräftig an. Die Anteilsscheine standen mit einem Plus von gut zwölf Prozent unangefochten an der Spitze des Nebenwerteindex SDax. Demgegenüber brachen die Aktien von Eckert & Ziegler am SDax-Ende um rund 16 Prozent ein. Der Strahlen- und Medizintechnikkonzern hatte seine Gewinnprognose für das laufende Jahr gesenkt.

Der EuroStoxx büßte am Dienstag 2,68 Prozent ein. Der Pariser Leitindex Cac 40 und der Londoner FTSE 100 verloren jeweils knapp drei Prozent.

Der Euro geriet erheblich unter Druck und fiel auf das tiefste Niveau seit knapp 20 Jahren. Er notierte zuletzt mit 1,0254 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0290 (Montag: 1,0455) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9718 (0,9565) Euro gekostet.

Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von 1,19 Prozent am Vortag auf 1,14 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,32 Prozent auf 134,37 Punkte. Der Bund-Future gewann am Abend 1,31 Prozent auf 151,40 Punkte.

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