Angesichts stark gestiegener Baupreise sorgt sich die Branche um neue Aufträge. «Wir befürchten, dass neue Wohnungsbauprojekte aufgrund der gestiegenen Baukosten und der wieder anziehenden Zinsen erst einmal zurückgestellt werden», sagte am Freitag der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim Oliver Müller.
Bei privaten Bauvorhaben könnten zusätzlich die höheren Energie- und Lebenshaltungskosten das Budget vom Eigenheim-Traum in Frage stellen.
Zuvor hatte das Statistische Bundesamt berichtet, dass auf den deutschen Baustellen die Preise so stark gestiegen sind wie seit mehr als 50 Jahren nicht mehr. Für Bauleistungen mussten im Mai dieses Jahres 17,6 Prozent mehr gezahlt werden als ein Jahr zuvor. Das war der höchste Anstieg seit Mai 1970, als die Preise in der Jahresfrist um 18,9 Prozent angezogen hatten. Im vorherigen Berichtsmonat Februar 2022 betrug die Steigerung 14,3 Prozent.
Explodierende Materialpreise
Gründe sind knappe und teure Materialien sowie eine hohe Nachfrage. Besonders stark war der Preisanstieg bei Metallbauarbeiten (+23,6 Prozent) und Betonarbeiten (+23 Prozent). Unterdurchschnittliche Anstiege wurden bei Erdarbeiten (+14,8 Prozent) und Mauerarbeiten (+12,8 Prozent) verzeichnet.
Die Steigerungen seien das Ergebnis explodierender Materialpreise, erklärte Müller. Da Lieferanten kaum noch Preiszusagen abgäben, könnten die Bauunternehmen ihre Angebote nicht verlässlich kalkulieren. Sie sollten mit den Kunden Klauseln zu gleitenden Stoffpreisen vereinbaren. Es sei zudem umso wichtiger, an anderer Stelle die Kosten zu senken, etwa über die Vereinheitlichung der Landesbauordnungen.
Der Zentralverband des Baugewerbes verlangte eine nationale Rohstoff- und Energiestrategie für Baustoffe und verschiedene Materialien. «Wir dürfen nicht länger von Importen abhängig sein», erklärte Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa. «Ein nationaler Bau- und Rohstoffgipfel wäre dafür ein wichtiger erster Schritt.»