Die Bundesbank präsentiert gefälschte 20-Euro- und 50-Euro-Geldscheine. Im Juli 2021 hatte die Polizei eine Fälscherwerkstatt in Köln ausgehoben und rund 600 fertige Fälschungen gefunden. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Arne Dedert/dpa)

Ein Schlag gegen eine große Fälscherwerkstatt, verbesserte Sicherheitsmerkmale und Corona-Beschränkungen haben Geldfälschern das Geschäft im ersten Halbjahr 2022 erschwert. Polizei, Handel und Banken zogen 19.789 gefälschte Euro-Banknoten aus dem Verkehr, wie die Bundesbank am Freitag mitteilte. Das waren 3,9 Prozent weniger als im zweiten Halbjahr 2021 und der niedrigste Wert seit dem zweiten Halbjahr 2013 mit damals 19.350 Blüten. «Seit 2016 geht der Trend bei Falschgeld zurück», bilanzierte Bundesbank-Vorstandsmitglied Johannes Beermann in Frankfurt.

«Das ist den hochwertigen Sicherheitsmerkmalen auf den Banknoten sowie den Informationskampagnen und Schulungen der Bundesbank zu verdanken, aber auch dem guten Zusammenwirken mit den Strafverfolgungsbehörden», erläuterte Beermann. So hoben Beamte im Juli 2021 eine große Fälscherwerkstatt in Köln aus. Sie stellten dabei den Angaben zufolge 600 fertige 20-Euro-Blüten und Material für mehr als 10.000 weitere Fälschungen sicher. Nach diesem Schlag gegen Kriminelle sank die Zahl der 20-Euro-Blüten in Deutschland in den ersten sechs Monaten 2022 im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2021 deutlich um 16,4 Prozent.

Der finanzielle Schaden durch falsch Euro-Noten erhöhte sich im ersten Halbjahr des laufenden Jahres allerdings gegen den langjährigen Trend im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2021 um rund 11 Prozent auf 991.690 Euro. Das lag vor allem daran, dass vermehrt größere Stückelungen wie gefälschte Hunderter und Zweihunderter aus dem Verkehr gezogen wurden. Am beliebtesten bei Kriminellen sind aber weiterhin die 20- und 50-Euro-Banknoten, auf die zusammen 77 Prozent der Nachahmungen entfallen.

Trend «Movie Money»

Die Wahrscheinlichkeit, eine Blüte angedreht zu bekommen, ist sehr gering. Nach Angaben der Bundesbank entfielen im ersten Halbjahr in Deutschland fünf gefälschte Banknoten auf 10.000 Einwohner. Europaweit gab es zehn Fälschungen auf 10.000 Einwohner.

Kriminelle setzen seit geraumer Zeit vermehrt auf nachgemachte Geldscheine, die im Internet unter den Begriffen «Movie Money» oder «Prop copy» als Spielgeld oder Filmrequisite angeboten werden. Der Anteil von «Movie Money» an den in Deutschland sichergestellten Blüten verringerte sich im ersten Halbjahr leicht. Er ist mit gut 20 Prozent aber weiterhin hoch. «Diese Banknoten kann man schon durch bloßes Hinschauen als Fälschung erkennen», betonte Beermann. Auf der Vorderseite solcher Scheine steht «Movie Money», auf der Rückseite «Prop copy».

Wie sich die Aufhebung der Corona-Beschränkungen in diesem Frühjahr auf die Entwicklung der Falschgeldzahlen auswirkt, dürfte sich Beermann zufolge voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2022 zeigen. Wegen der Einschränkungen in der Pandemie konnten Kriminelle ihre Nachahmungen schwerer unters Volk bringen, zum Beispiel auf Weihnachtsmärkten oder Volksfesten, wo meist mit Scheinen und Münzen bezahlt wird.

Rückläufiger Trend setzt sich fort

Auch nach jüngsten Daten des Bundeskriminalamtes (BKA) ist die Zahl von Straftaten mit Falschgeld in Deutschland in der Corona-Pandemie weiter gesunken. Im vergangenen Jahr zählte die Behörde 38.234 Falschgelddelikte. Das waren 16,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Damit habe sich der seit Jahren rückläufige Trend fortgesetzt, bilanzierte das BKA. Seit 2020 fließen Fälle mit gefälschten Münzen nicht mehr in diese Gesamtstatistik ein. Polizeilichen Schätzungen zufolge wird mittlerweile mehr als die Hälfte des in Deutschland festgestellten Falschgelds online verkauft, zum Beispiel über verschlüsselte Messengerdienste oder im Darknet.

Mit neuen Sicherheitsmerkmalen haben die Euro-Währungshüter die Gemeinschaftswährung in den vergangenen Jahren fälschungssicherer gemacht. Der nächste Schritt ist bereits eingeleitet: In einem mehrstufigen Verfahren will die Europäische Zentralbank (EZB) am Design einer neuen Euro-Generation feilen. Die Menschen im Währungsraum will die Notenbank dabei umfassend einbinden, 2024 soll der EZB-Rat dann über die Herstellung neuer Scheine entscheiden und wann diese unters Volk gebracht werden könnten. Die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger bezeichnete Beermann als «Friedensprojekt mit hoher Symbolkraft, bei dem sich die Bürger mit den Banknoten identifizieren können».

Von Friederike Marx und Jörn Bender, dpa

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