Gedränge am Bahngleis - keine Seltenheit im Sommer 2022. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Michael Matthey/dpa)

Wer im Juli mit der Deutschen Bahn unterwegs gewesen ist, hat erneut starke Nerven gebraucht: Zum zweiten Mal in Folge waren im vergangenen Monat weniger als 60 Prozent der Fernzüge pünktlich unterwegs, wie der Konzern am Freitag mitteilte.

Lediglich 59,9 Prozent der Fahrten kamen demnach zur vorgesehenen Zeit ans Ziel. Im Vormonat war mit 58 Prozent der schlechteste Wert seit 2010 erreicht worden. Damit ist der deutliche Abwärtstrend seit Jahresbeginn zwar vorerst gestoppt. Vom einst ausgerufenen und längst kassierten Pünktlichkeitsziel von durchschnittlich 80 Prozent im laufenden Jahr ist das Unternehmen aber weit entfernt.

«Weiterhin intensive Bautätigkeit im gesamten Netz der DB sowie die sehr hohe Auslastung der Züge und der zentralen Schienenwege wirken sich zurzeit stark auf die Pünktlichkeit aus», teilte die Bahn am Freitag zur Begründung mit. Der Konzern zählt einen Fernzug als pünktlich, solange er nicht mit mehr als sechs Minuten Verzögerung am Ziel ankommt.

Hoher Krankenstand

Betroffen sind indes nicht nur Fernzüge. Auch im Regionalverkehr müssen Reisende und Beschäftigte derzeit einiges aushalten. Im Juni war dort die Pünktlichkeit auf deutlich unter 90 Prozent gerutscht – für dieses Segment ein besonders niedriger Wert. Aktuelle Zahlen für Juli lagen am Freitag zunächst nicht vor. Grund hierfür dürfte neben der deutlich gestiegenen Nachfrage, unter anderem aufgrund des 9-Euro-Tickets, auch der aktuell hohe Krankenstand sein, der allerdings nicht nur die Deutsche Bahn betrifft.

Lockerungen der Corona-Maßnahmen sowie das im Juni eingeführte Neun-Euro-Ticket ließen die Zahl der Fahrgäste im zweiten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 74 Prozent steigen, wie das Statistische Bundesamt am Freitag auf Basis automatisch erhobener Nutzerdaten der Verkehrsunternehmen mitteilte. Auch im Vergleich zum Jahresauftaktquartal ist die Zahl der Fahrgäste um 46 Prozent gewachsen.

Mit dem Neun-Euro-Ticket legten die Menschen auch längere Strecken zurück, legen die Daten nahe. Die in Personenkilometern gemessene Beförderungsleistung der Nahverkehrseisenbahnen stieg binnen Jahresfrist um mehr als das Doppelte (113 Prozent). Mit Straßenbahnen und Stadtbahnen fuhren 21 Prozent mehr Fahrgäste als im Vorquartal und 48 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Damit fielen die Zuwächse geringer aus als im Eisenbahnverkehr.

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