Ein Milliardenskandal in den USA und der Einbruch der Finanzmärkte haben den Nettogewinn der Allianz im ersten Halbjahr um mehr als die Hälfte schrumpfen lassen.
Der größte deutsche Versicherer meldete am Freitag einen auf die Aktionäre entfallenden Überschuss von knapp 2,3 Milliarden Euro. Das waren 2,5 Milliarden weniger als ein Jahr zuvor. Im zweiten Quartal stand ein Gewinn von 1,7 Milliarden Euro und damit 23 Prozent weniger als ein Jahr zuvor unter dem Strich. Abgesehen von dem mutmaßlichen Betrugsfall bei der Tochtergesellschaft AGI in den USA bekam die Allianz den Einbruch der Finanzmärkte zu spüren: Das Kapitalanlageergebnis sank, die Anleger zogen Milliarden aus den beiden Vermögensverwaltungsgesellschaften AGI und Pimco ab.
Finanzvorstand Giulio Terzariol stellte die positiven Entwicklungen heraus: Der Umsatz stieg um gut sieben Prozent auf 81,2 Milliarden Euro, unter anderem wegen kräftiger Preiserhöhungen im eigentlichen Versicherungsgeschäft. Der operative Gewinn legte um 1,2 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro zu. Vorstandschef Oliver Bäte hält für das ganze Jahr am Ziel eines operativen Gewinns von 12,4 bis 14,4 Milliarden Euro fest.
Am besten lief das Brot- und Buttergeschäft der Schaden- und Unfallsparte mit einem Umsatzplus von über 12 Prozent, dazu zählen unter anderem Kfz-Versicherung und Haftpflicht. In der Vermögensverwaltung ging es in die andere Richtung: Anleger zogen im Zuge von Marktturbulenzen und steigender Zinsen netto insgesamt 33,8 Milliarden Euro aus den Fonds der beiden Töchter ab. Finanzchef Terzariol prophezeite, das Geld werde zurückkommen: «Das ist nur eine Frage der Zeit.»
An der Börse kamen die Nachrichten zunächst nicht gut an, die Allianz-Aktie verlor. Im dritten Quartal wird sich der Teilverkauf des Russland-Geschäfts bemerkbar machen, erwartet wird eine Ergebnisbelastung von rund 400 Millionen Euro. Anders als manche anderen Unternehmen will sich die Allianz aus Russland nicht komplett zurückziehen, der Konzern hat stattdessen die Mehrheit seines dortigen Geschäfts an ein einheimisches Unternehmen verkauft.
Der Skandal um die Konzerntochter Allianz Global Investors (AGI) in den USA hat die Allianz im vergangenen und in diesem Jahr mit Entschädigungen und Geldbußen in Höhe von insgesamt etwa 5,6 Milliarden Euro belastet. Die Gesellschaft hatte sich im Mai in den USA eines Wertpapierbetrugs schuldig bekannt. Großanleger hatten mit AGI-Fonds zu Beginn der Corona-Pandemie Verluste in Milliardenhöhe erlitten.