Der japanische Modedesigner Issey Miyake ist im Alter von 84 Jahren gestorben (Urheber/Quelle/Verbreiter: Franck Robichon/EPA/dpa)

Die Modewelt trauert: Der revolutionäre japanische Modeschöpfer Issey Miyake, berühmt für seine innovativen Stile und Parfüms, ist im Alter von 84 Jahren gestorben.

Der in Hiroshima geborene Designer erlag einen Tag vor dem 77. Jahrestag des US-Atombombenabwurfs auf seine Geburtsstadt – am 5. August – einer Leberkrebs-Erkrankung, wie sein Büro am Dienstag bekanntgab. Seit den 70er Jahren verfolgte Miyake das Konzept, Kleidung aus einem einzigen Stück Stoff herzustellen. Der Japaner, der auch das Design für die schwarzen Rollkragenpullis von Apple-Gründer Steve Jobs entwarf, baute in seiner langen Karriere eine globale Marke auf. Dazu gehören Modekollektionen für Damen und Herren, Taschen, Uhren und Parfüms.

Seine Mutter starb an den Folgen des Atomschlags

Miyake wurde am 22. April 1938 in Hiroshima geboren. Er war gerade einmal sieben Jahre alt, als sich die Stadt durch eine Atombombe der USA in ein Inferno verwandelte. Als Erwachsener sprach er nicht gern darüber. Er wolle nicht als «der Designer, der die Atombombe überlebte» genannt werden, schrieb Miyake 2009 in der «New York Times». «Wenn ich meine Augen schließe, sehe ich immer noch Dinge, die niemand jemals erleben sollte», so Miyake und fügte hinzu, seine Mutter sei drei Jahre später an den Folgen der Strahlung gestorben. Er wolle lieber an Dinge denken, schrieb Miyake, «die erschaffen, nicht zerstört werden können und die Schönheit und Freude bringen».

Es heißt, er wollte zunächst Tänzer oder Athlet werden. Doch als er Modemagazine seiner Schwester las, änderte sich sein Berufswunsch. Miyake studierte Grafikdesign an einer Kunsthochschule in Tokio. Schon damals konzentrierte sich der Japaner auf Design und nicht Mode. Im Jahr 1963 präsentierte er seine ersten Entwürfe. Nach seinem Abschluss zog Miyake zunächst nach Paris, wo er als Designer für die renommierten Modeschöpfer Guy Laroche und Hubert de Givenchy arbeitete. Nach einer kurzen Zeit in New York, wo er für den Mode-Designer Geoffrey Beene tätig war, kehrte er 1970 nach Tokio zurück und gründete das Miyake Design Studio. 1971 erschien dann die erste Kollektion seines Modelabels, die er in New York präsentierte.

Outfits aus einem Stück Stoff

Während seiner langen Karriere arbeitete er mit traditionellen und modernen Modetechniken. In den 1980er Jahren wurde er als einer der revolutionärsten Designer der Welt gefeiert. Miyake, der ein großer Fan von Madeleine Vionnets (1876-1975) war – einst unangefochtene Meisterin der Schnittkunst – arbeitete auch mit Kunststoff, Metall und sogar Papier. Miyake entwickelte dabei eine neue Art, Stoff zu falten, indem er ihn in einer Heißpresse zwischen Papierschichten wickelte. Das Ergebnis war, dass die Kleidungsstücke ihre Form behielten. Diese Methode führte zur Entwicklung seiner Aufsehen erregenden, charakteristischen Linie «Pleats Please» (Plissee bitte). Für seine ebenfalls berühmte A-POC-Linie (A Piece of Clothing) nutzte er eine Webmaschine, die Outfits aus einem Stück Stoff herstellte.

Zugleich förderte Miyakes Arbeit Japans traditionelle Kultur. Als der Nordosten seines Heimatlandes 2011 von einem schweren Erdbeben und gewaltigen Tsunami heimgesucht wurde und es in der Folge im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi zu einem Super-GAU kam, veranstaltete Miyake eine Ausstellung, um die Aufmerksamkeit auf die Kultur der Region, einschließlich ihrer Kleidung, zu lenken. Bereits 2005 wurde er für sein Lebenswerk mit dem japanischen «Praemium Imperiale» ausgezeichnet, der auch als Nobelpreis der Künste gilt.

Ein Jahr später erhielt Miyake für seine «visionären Bekleidungskonzepte» den Kyoto-Preis. Der 1984 von Kazuo Inamori, dem Gründer des japanischen Technologie-Konzerns Kyocera, ins Leben gerufene Kyoto-Preis zählt neben dem Nobelpreis zu den wichtigsten Auszeichnungen auf dem Gebiet der Wissenschaft und Kultur.

Von Lars Nicolaysen, dpa

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