Reisende steigen in Karlsruhe in einen Regionalexpress der Deutschen Bahn. Ab September wird für eine solche Fahrt wieder der normale Fahrpreis verlangt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Philipp von Ditfurth/dpa)

Nach der 9-Euro-Aktion in Bussen und Bahnen müssen Fahrgäste ab September nicht nur wieder nach normalen Tarifen bezahlen – zum Teil stehen auch wieder Preiserhöhungen an. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter großen Verkehrsverbünden. Teils sind schon deutliche Tarifsteigerungen beschlossen, andernorts stehen die entsprechenden Gremiensitzungen noch an.

So steigen etwa in und um Stuttgart die Tarife zum Jahreswechsel durchschnittlich um 4,9 Prozent, im Großraum Nürnberg werden es 3 Prozent sein. Im Rhein-Main-Verkehrsverbund gab es schon zum Juli einen Aufschlag von 3,9 Prozent.

Das 9-Euro-Ticket können Fahrgäste letztmalig im August bundesweit im Nahverkehr nutzen. Dann endet die vom Bund finanzierte Aktion nach drei Monaten. Sie sollte Pendler angesichts hoher Energiepreise entlasten, und sie sollte sie bewegen, vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Ein Nachfolgeangebot gibt es nicht; ab 1. September ist für die Kundschaft erstmal alles beim Alten.

Strom- und Dieselpreise betreffen auch Verkehrsunternehmen

Im September und Oktober beraten deshalb vielerorts die Gremien der Verkehrsverbünde über den künftigen Tarif. Hohe Preise für Strom und Diesel belasten viele Verkehrsunternehmen – und dürften in vielen Fällen auf die Fahrpreise durchschlagen.

So orientiert sich etwa der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg an einem Index aus Kraftstoff-, Strom- und Verbraucherpreisen. «Der jeweilige Tarifindex wird in die Überlegungen einbezogen, dient aber nicht als ausschließliches Kriterium», betonte ein Sprecher.

Der Verkehrsverbund Stuttgart hob hervor, mit seinem Aufschlag von 4,9 Prozent noch unter den Kostensteigerungen geblieben zu sein. Zudem profitierten junge Kunden ab März von einem neuen 365-Euro-Jahresticket.

Für eine neuerliche Aktion wie das 9-Euro-Ticket zeigen sich viele Verkehrsverbünde offen – sofern wieder die Einnahmeverluste erstattet werden. «Für die Verbünde steht bei einer möglichen Nachfolgeregelungen die Auskömmlichkeit an erster Stelle», betonte der Verkehrsverbund Rhein-Sieg.

Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart erläuterte: «Aktuell stehen die Verkehrsunternehmen angesichts der galoppierenden Energiepreise vor großen finanziellen Problemen.» Allein um den Bestand zu erhalten und das Angebot auszubauen, sei mehr Geld vom Bund notwendig – unabhängig von einem möglichen 9-Euro-Ticket-Nachfolger.

«Eine relativ kurzfristige Umsetzung wäre vertrieblich auf Basis der heutigen 9 Euro-Konstellation machbar», signalisierte der Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen. Abgelehnt wird eine Neuauflage im Verkehrsverbund Rhein-Neckar. Es hätten mit dem 9-Euro-Ticket vor allem die bisherigen Gelegenheitskunden die Chance ergriffen, noch billiger und häufiger zu fahren, meint Geschäftsführer Volkhard Malik. Der VRN will punkten, indem er seinen eigenen Tarif vereinfacht und flexibler gemacht hat.

Gutes Angebot soll überzeugen

Im Herbst will eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe Vorschläge zur Zukunft und Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) vorlegen. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen hat bereits ein dauerhaftes 69-Euro-Monatsticket vorgeschlagen, das bundesweit für den ÖPNV gelten soll. Die Kosten bezifferte er auf etwa zwei Milliarden Euro im Jahr.

«Günstige Ticketangebote sind ein tolles Angebot, um Fahrgäste in den ÖPNV zu bringen», teilte der Münchner Verkehrsverbund mit. Dauerhaft überzeugen könne aber nur ein gutes Angebot. «Mit dem 9-Euro-Ticket haben wir die Vor-Corona-Nachfrage so schnell wieder erreicht, wie es wohl niemand erwartet hat», bemerkte Knut Ringat, Geschäftsführer des Rhein-Main-Verkehrsverbunds. «Das 9-Euro-Ticket hat aber auch gezeigt, dass es mehr Schienen und zusätzliche Fahrzeuge braucht, damit mehr Menschen den öffentlichen Nahverkehr nutzen können.»

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