Kurz vor Auslaufen der letzten 9-Euro-Tickets für den Nahverkehr wollen die Verkehrsbetriebe an diesem Montag (13 Uhr) Bilanz ziehen. Allein bis Anfang August waren rund 38 Millionen Exemplare verkauft worden. Die Monatskarten wurden für Juni, Juli und August angeboten; Fahrgäste konnten damit bundesweit den Nahverkehr nutzen. Inzwischen wird rege über Nachfolgelösungen diskutiert.
Die Deutsche Bahn sieht einen Erfolg in dem Experiment. «In den letzten drei Monaten sind im Schnitt zehn Prozent mehr Fahrgäste in unserem Regionalverkehr unterwegs gewesen als vor Corona», hatte Vorstandsmitglied Evelyn Palla am Sonntag mitgeteilt. Jeder fünfte Nutzer habe öffentliche Verkehrsmittel neu für sich entdeckt.
Die Aktion sollte Pendler angesichts hoher Energiepreise entlasten. Zudem sollte sie Werbung für einen Umstieg auf Busse und Bahnen machen. Studien während des Aktionszeitraums wiesen zunächst aber nur einen leichten Verlagerungseffekt aus. Die Branche vermutet auch, dass viele Fahrten ohne das günstige Ticket wohl nicht gemacht worden wären.
Umweltbundesamt fordert attraktiveren Nahverkehr
Die Verkehrsunternehmen fordern ebenso wie die Bundesländer eine Nachfolgeregelung. Unterstützung finden sie beim Umweltbundesamt. Es spricht von einem dringend nötigen Türöffner, mit dem die öffentlichen Verkehrsmittel nach und nach als attraktive Alternative zum Auto erkannt würden.
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sieht jedoch keine Mittel für ein neues 9-Euro-Ticket. Der Bund hatte die dreimonatige Aktion mit 2,5 Milliarden Euro zum Ausgleich von Einnahmeausfällen bei Verkehrsunternehmen finanziert. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen setzt sich für ein 69-Euro-Ticket ein. Die Kosten beziffert er auf zwei Milliarden Euro pro Jahr.
Der Branchenverband hatte während der vergangenen Monate wöchentlich 6000 Fahrgäste zum 9-Euro-Ticket befragt und will nun Ergebnisse vorstellen. Die «Zwischenbilanz» wird mit mehreren Landesverkehrsministern präsentiert.