Angesichts der Krisenlage rechnet die IG Metall mit schwierigen Tarifgesprächen für rund 125.000 Beschäftigte von Volkswagen. Es zeichneten sich zähe Verhandlungen ab, sagte der Bezirksleiter der Gewerkschaft, Thorsten Gröger, der Deutschen Presse-Agentur. Verhandlungsauftakt für den nächsten VW-Haustarifvertrag ist ihm zufolge am 25. Oktober in Braunschweig.
Dass die Gewerkschaft für den VW-Haustarif – wie für die gesamte deutsche Metall- und Elektroindustrie – 8 Prozent mehr Geld verlangt, ist seit einigen Wochen bekannt. Von VW-Seite gebe es aber eher das Signal, dass erfolgreiche Bilanzen kein Grund für Lohnerhöhungen seien. «Was, wenn nicht ein Milliardengewinn, ist denn ein besserer Grund für Steigerungen der Gehälter?», fragte der Verhandlungsführer für die Gewerkschaft.
VW-Finanzchef Arno Antlitz hatte Ende Juli indirekt Erwartungen an hohe Lohnzuwächse gedämpft. «Die Mitarbeiter profitieren bereits von unseren guten operativen Ergebnissen. Dies sollte mit berücksichtigt werden», sagte der Manager damals. Die Tarifbeschäftigten von VW erhalten jährlich einen Bonus, der sich im Kern am Betriebsgewinn bei der Hauptsparte orientiert. Nach Antlitz’ Einschätzung ist zudem ein größerer Teil der aktuellen Teuerung kein dauerhaftes, sondern eher ein vorübergehendes Phänomen.
Betriebsratschefin: Starke Zahlen, aber drohende Rezession
Auf der Belegschaftsversammlung in Wolfsburg beschrieb die Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo am Mittwoch die Lage aus ihrer Sicht. «Wir haben starke Zahlen aus der Bilanz im Rücken und einen hohen Auftragsbestand in den Büchern», sagte sie vor Tausenden Mitarbeitern im Stammwerk. Aber Teilemangel, Energiekrise und die drohende Rezession seien negative Vorzeichen für die nahe Zukunft, mahnte sie laut Mitteilung.
Bei seiner ersten Betriebsversammlung als Konzernvorstand erläuterte Oliver Blume seine Führungsprinzipien und gab Ausblicke auf neue Modelle und das Trinity-Projekt. Für das künftig zentrale Elektromodell Trinity soll neben dem Stammwerk ein neues Werk gebaut werden. Gut zwei Milliarden Euro soll die Fabrik nach Konzernangaben kosten.
Der Konzern sei bislang robust durch die internationalen Krisen navigiert und habe die Aktionäre mit einer Rekorddividende an der prächtigen Geschäftslage teilhaben lassen, sagte Gröger. Viele Beschäftigte litten aber massiv unter den gestiegenen Preisen für Lebensmittel, Energie und Benzin. Es brauche daher nachhaltig mehr Geld, um die Kaufkraft in der Gesellschaft und damit auch bei den VW-Kolleginnen und Kollegen zu stärken, forderte Gröger.
Der VW-Haustarif wird für die Stammbelegschaft der sechs westdeutschen VW-Standorte in Braunschweig, Emden, Hannover, Kassel, Salzgitter und Wolfsburg sowie einigen Töchtern verhandelt. Die Friedenspflicht endet demnach zum 30. November 2022.