Gladbachs Joe Scally (l-r), Jonas Hofmann, Torschütze Lars Stindl und Marvin Friedrich jubeln nach dem Treffer zum 3:1. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marius Becker/dpa)

Ein Spiel als Seelenwärmer für Borussia Mönchengladbach nach anderthalb schwierigen Jahren: Mit dem 5:2 (2:1) im 95. Erstliga-Rheinderby gegen den 1. FC Köln haben sich die Borussen reichlich Frust von der Seele geschossen.

«Ein schöner Borussen-Tag», schwärmte der nach dem Spiel noch immer sichtlich emotional aufgeladene Kapitän Lars Stindl angesichts eines Siegs, der sogar noch höher hätte ausfallen können. «Das ein oder andere Altbier werden wir uns jetzt genehmigen.»

Gladbachs Stindl: «Das tut einfach gut»

Nach zuvor drei Derby-Niederlagen in Serie kosteten die Borussen den verdienten Erfolg gegen den dezimierten Erzrivalen am Sonntag in vollen Zügen aus. «Derbysieger, Derbysieger», brüllten Spieler und Fans gemeinsam durch den ausverkauften Borussia-Park und präsentierten wenig später tanzend auf dem Rasen ein Fanplakat mit eben diesem Slogan «Derbysieger». Die Duelle mit dem Erzrivalen hatten seit 2020 für reichlich Frust gesorgt und standen sinnbildlich für zwei schwierige Spielzeiten unter den Trainern Marco Rose und Adi Hütter.

«Das tut einfach gut nach den letzten 18 Monaten, die nicht einfach für uns waren», sagte Stindl, der das Spiel mit seinem fulminanten Weitschuss zum 3:1 (47. Minute) kurz nach der Pause entschieden hatte. Da waren die Kölner schon in Unterzahl, weil Florian Kainz, der Marvin Friedrichs Führung (27.) der Borussen per Foulelfmeter ausgeglichen hatte (31.), in der Nachspielzeit der ersten Hälfte Gelb-Rot gesehen hatte.

Kainz hatte seinem Gegenspieler Jonas Hofmann den Ellbogen vor den Schädel gerammt. Den fälligen Strafstoß vollendete Ramy Bensebaini, der in der Vorwoche beim 1:5 bei Werder Bremen noch einen gebrauchten Tag erwischt hatte, souverän (45.+2). In der zweiten Hälfte bekam der FC, der die zuvor letzten drei Derbys gewonnen hatte, «den Arsch voll» – wie es Kölns Trainer Steffen Baumgart ausdrückte. Erneut Bensebaini (76.) und Marcus Thuram (90.+1) sorgten bei einem Gegentor von Denis Huseinbasic (83.) für klare Verhältnisse, die noch deutlicher hätten ausfallen können.

«Wir haben es auch mit zehn Mann einfach nicht gut gemacht», klagte Abwehrspieler Timo Hübers. «Wir sind ziemlich frustriert jetzt.» Zu allem Überfluss droht Dejan Ljubicic eine längere Pause. «Er wird längerfristig ausfallen und ihm geht es scheiße», berichtete Baumgart, der den Offensivspieler bereits in der ersten Halbzeit nach einem Foul von Bensebaini hatte auswechseln müssen.

Kölns Kessler: «Wichtig, dass wir bei uns bleiben»

«Das ist bitter für uns», klagte Kölns Sportchef Thomas Kessler nach der höchsten Derbypleite des FC seit April 2011 «Wichtig ist, dass wir bei uns bleiben.» Mit nun 15 Punkten aus neun Spielen zog Gladbach in der Tabelle wieder an Köln (13) vorbei auf Rang sechs.

«Nach einem nicht einfach zu verdauendem Spiel in Bremen so zurückzukommen, ist stark», frohlockte Gladbach-Coach Daniel Farke, der sein Team bewusst nicht verändert hatte. «Diese Truppe hat sich auch so viel Kredit erarbeitet in den letzten Monaten», begründete der 45-Jährige. «Diese Reaktion zeugt von Klasse und großer Mentalität. Wir sind wirklich auf einem guten Weg.»

Dies beflügelte seine Spieler so sehr, dass sich der Torschütze des fünften Gladbacher Tores zu einer kleinen Gemeinheit hinreißen ließ. «Habt ihr Modeste gesehen?», rief Thuram nach dem Spiel durch die Katakomben. Wie der einstige Kölner Fanliebling Anthony Modeste hatte dessen französischer Landsmann Thuram seine Finger nach dem seinem Tor auf der Seite der FC-Fans zu einer Brille vor seinen Augen geformt. Darüber ärgern konnten sich die Kölner vor lauter Spielfrust schon gar nicht mehr.

Carsten Lappe, dpa

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