Als kichernder Trapper in den «Winnetou»-Filmen ist Ralf Wolter in den 1960er Jahren zum Kinostar geworden. Seine Auftritte an der Seite von Pierre Brice und Lex Barker sind vielen Zuschauern bis heute wohl am besten in Erinnerung geblieben. Dabei war er auch in vielen anderen Produktionen wie dem «Tatort» oder «Der Alte» zu sehen. Im Alter von 95 Jahren ist Wolter gestorben, wie seine Ehefrau am Freitag der Deutschen Presse-Agentur sagte.
Aus der Öffentlichkeit hatte sich der Publikumsliebling schon lange zurückgezogen. Seinen letzten Auftritt in einem Film hatte er 2012 in «Bis zum Horizont, dann links» mit Kollegen wie Otto Sander, Herbert Feuerstein, Tilo Prückner und Anna Maria Mühe gehabt. Der «Bild»-Zeitung sagte er 2013: «Man erreicht irgendwann einen Punkt, wo man sagt: Es ist wirklich genug, ich will nicht mehr.»
Idealbesetzung für liebenswerte Tollpatsche
1962 hatte Wolters Karl-May-Karriere mit «Der Schatz im Silbersee» begonnen. Sechs Mal spielte er Sam Hawkens, dessen berühmtester Satz lautete: «… wenn ich mich nicht irre». Viele Zuschauer verbinden Wolter aber auch mit einer zweiten Karl-May-Figur: der des Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah – ein Zungenbrecher, den kaum einer im Publikum fehlerfrei nachmachen konnte. Lange Zeit galt Wolter als Idealbesetzung für liebenswerte Tollpatsche, die einen charmanten Kontrast zu faden Helden abgaben.
Mit dem enormen Erfolg der Karl-May-Filme hatte Wolter nach eigener Aussage überhaupt nicht gerechnet. «Zuerst – muss ich ehrlich sagen – habe ich gar nicht gedacht, dass das was Besonderes ist, überhaupt nicht», sagte er einmal in einem ARD-Beitrag. «Das war eine Art Western oder so. Da dachte ich: „Nanu, was machen sie denn jetzt für ein Ding?“», erinnerte er sich mit Schmunzeln. Dass das so ein Erfolg oder gar Kult werden würde, habe sich erst später herausgestellt.
Amüsiert blickte er in dem alten Interview auch auf die Dreharbeiten zurück. Seine Verwandlung in Sam Hawkens mit dem struppigen Bart habe jedes Mal Stunden gedauert. «Das war eigentlich das, wofür ich mein Geld bekommen habe», sagte er über die lange Prozedur in der Maske. Text lernen und Spaß machen, sei nichts dagegen gewesen, wenngleich auch harte Drehtage dabei gewesen seien, erzählte er.
Geboren wurde der Schauspieler, der seit Jahrzehnten in München lebte, in Berlin. Sein Vater war Zirkusartist, die Mutter Musikerin. Nach dem Besuch einer Schauspielschule begann Wolter als Kabarettist. Theaterstationen waren Bühnen in Berlin, Potsdam und München.
Wovon die Schauspielerseele träumt
Es folgten erste Kino-Engagements, etwa 1961 mit Horst Buchholz in Billy Wilders Nachkriegskomödie «Eins, zwei, drei». In dem 1973 mit acht Oscars prämierten Musical-Drama «Cabaret» mit Liza Minnelli in der Hauptrolle war Wolter in einer Nebenrolle zu sehen. In dem Zeichentrickfilm «Asterix in Amerika» lieh er 1994 dem gallischen Zauberer Miraculix seine Stimme mit dem großen Wiedererkennungswert.
Dass er trotz seiner anderen Rollen immer wieder mit den alten Karl-May-Schinken in Verbindung gebracht wurde, nahm Wolter gelassen. «Jede Festlegung ist lästig und jeder kann sich denken, dass die Reduzierung eines Schauspielerlebens auf eine einzige Rolle nicht das ist, wovon eine Schauspielerseele träumt», hatte er einmal der dpa gesagt. «Aber ich habe Sam Hawkens geliebt, sonst wäre er auch nicht so geworden.» Und auch einen anderen Effekt hatte die Rolle: «Komischerweise fiel diese positive Rolle auf mich als Ralf Wolter zurück. Die Leute sagten: Der ist ein dufter Kerl.»