Maria Schrader bei der Premiere von «She Said» beim New York Film Festival. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Charles Sykes/Invision/AP/dpa)

Mit der gefeierten Weltpremiere des Weinstein-Films «She Said» ist die deutsche Regisseurin Maria Schrader auf internationalem Erfolgskurs. Das Drama der 57-Jährigen («Unorthodox», «Ich bin dein Mensch») wurde am Donnerstagabend (Ortszeit) in New York vom Publikum mit langem Applaus und Standing Ovations bedacht. Schraders Werk dürfte – auch wegen des Themas, das ein dunkles Kapitel der Hollywood-Geschichte beleuchtet – ein heißer Kandidat in der Filmpreissaison werden.

«She Said» erzählt von den beiden «New York Times»-Reporterinnen Megan Twohey (Carey Mulligan) und Jodi Kantor (Zoe Kazan), die 2017 die sexuellen Übergriffe des inzwischen verurteilten Sexualstraftäters und ehemaligen US-Filmmoguls Harvey Weinstein enthüllten. Der Film zeigt, wie die Reporterinnen eingeschüchterte Opfer treffen, Weinstein-Mitarbeiter aufsuchen, sich mit Anwälten anlegen, beschattet werden – und mit Vorgesetzten diskutieren, ob die Story veröffentlicht werden kann.

«Das ist sehr aufregend», sagte Schrader und strahlte auf der Bühne beim New York Film Festival. «Das ist mein erstes Mal beim „New York Times“-Film Festival», erklärte sie – bis ihr der Fehler im Namen des Filmfests auffiel und sie scherzte: «Ich bin immer noch in einem anderen Kosmos.»

Als Schauspielerin begonnen

Sicherlich wird es nicht die letzte internationale Bühne sein, auf der die Filmemacherin stehen wird. Geboren 1965 in Hannover, machte sich Schrader zunächst seit den 1990er Jahren einen Namen als Schauspielerin im deutschen Film. Gefeiert wurde sie etwa für ihre Rolle im Drama «Aimée & Jaguar» (1999). Einige Jahre später begann sie, auch als Regisseurin zu arbeiten.

Ein großer Erfolg wurde ihre 2016 veröffentlichte Regiearbeit «Vor der Morgenröte – Stefan Zweig in Amerika» mit Josef Hader in der Hauptrolle. 2020 bekam sie große Aufmerksamkeit für die Netflix-Miniserie «Unorthodox» über die Flucht einer jungen Frau aus einer ultrareligiösen Lebenswelt. Ihr Spielfilm «Ich bin dein Mensch» (2021) wurde schließlich der deutsche Kandidat im Rennen um den Auslands-Oscar.

Die Geschichte einer Frau, die eine Beziehung zu einem Roboter anfängt, brachte ihr erstmals größere Aufmerksamkeit in Hollywood ein – auch wenn es «Ich bin dein Mensch» nicht in die Endrunde der Nominierungen für den besten internationalen Film schaffte. Dies wird sich mit «She Said» sicherlich verstärken.

Eine deutsche Regiearbeit im Fokus der internationalen Filmbranche, das ist eine Seltenheit. In der US-Presse bekam der Film nach der Premiere weitgehend positive, wenn auch keine begeisterten Kritiken. «Maria Schraders Spielfilm beschreibt die Investigativrecherche über Harvey Weinstein mit Sorgfalt und Zurückhaltung», schrieb etwa «Vanity Fair». Im «Hollywood Reporter» hieß es, «She Said» schildere die Arbeit der Journalistinnen auf sensible Weise.

Für den investigativen «New York Times»-Artikel hatten die Schauspielerin Ashley Judd und andere Frauen erstmals öffentlich den Missbrauch durch Weinstein geschildert. Gemeinsam mit Ronan Farrow vom Magazin «New Yorker» gewannen Twohey und Kantor einen Pulitzer-Preis für ihre Enthüllungen.

Beginn der MeToo-Bewegung

Die von Dutzenden Frauen erhobenen Missbrauchsvorwürfe gegen Weinstein brachten 2017 die weltweite MeToo-Bewegung ins Rollen. Der Produzent wurde 2020 in New York unter anderem wegen Vergewaltigung zu 23 Jahren Haft verurteilt. Derzeit steht er in einem weiteren Prozess wegen sexueller Übergriffe in Los Angeles vor Gericht.

Judd und andere Aktivistinnen waren bei der New Yorker «She Said»-Premiere mit dabei. Nach dem US-Start Mitte November soll der Film am 8. Dezember auch in die deutschen Kinos kommen.

Von Barbara Munker und Lisa Forster, dpa

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