Der Dax ist der wichtigste Aktienindex in Deutschland. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Fredrik von Erichsen/dpa)

Nach der wie erwartet ausgefallenen Leitzinsanhebung der Europäischen Zentralbank (EZB) hat der deutsche Aktienmarkt seine Verluste eingegrenzt. Die EZB stemmt sich mit einer weiteren kräftigen Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte gegen die Rekordinflation im Euroraum. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der Notenbank leihen können, steigt damit auf 2,0 Prozent. Insofern blieben negative Überraschungen aus, was für etwas Erleichterung am Aktienmarkt sorgte.

Der Leitindex Dax fiel bis zum frühen Nachmittag noch um 0,34 Prozent auf 13.151,25 Punkte, nachdem er zur Wochenmitte noch den höchsten Stand seit Mitte September erreicht hatte. Der MDax der mittelgroßen Werte verzeichnete nach einem zwischenzeitlichen Kursrutsch um bis zu 2,56 Prozent zuletzt ein Minus von 1,78 Prozent auf 23.781,27 Punkte. Für den EuroStoxx 50 als Börsenbarometer der Eurozone ging es um 0,39 Prozent nach unten. Vor der Leitzinsentscheidung der EZB hatten die Anleger Risiken noch deutlicher gemieden.

Nun aber habe «die EZB die Markterwartungen zinspolitisch nicht enttäuscht und deutlich gemacht, dass sie sich dem Ziel der Preisniveaustabilität verpflichtet fühlt», schrieb Analyst Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen. Der EZB-Rat gehe davon aus, dass er die Zinsen in den nächsten Sitzungen weiter erhöhen werde, um die Nachfrage zu dämpfen und dem Risiko einer Aufwärtsverschiebung der Inflationserwartungen vorzubeugen. Wie bisher sei der zukünftige Zinspfad von den eingehenden Daten und den Inflationsperspektiven abhängig. Marktseitig scheine Erleichterung vorzuherrschen, da es keinen Beschluss gegeben habe, Anleihen zu verkaufen, um auf diesem Wege die Geldpolitik zu straffen.

Im Fokus steht zudem weiter die Berichtssaison der Unternehmen. So knickten die Anteilsscheine von Infineon am Dax-Ende um viereinhalb Prozent ein. Die Papiere gerieten in den Sog des Wettbewerbers STMicroelectronics, dessen Anteilsscheine zuletzt an der Börse Euronext um fast acht Prozent einbrachen. Laut der US-Bank JPMorgan wirft bei STMicro die künftige Margenentwicklung Fragen auf.

Der Konsumgüterkonzern Beiersdorf wird dank einer anhaltend robusten Entwicklung optimistischer und erhöhte seine Umsatzprognose. Dies sei aber bereits erwartet worden, schrieb Analystin Celine Pannuti von der US-Bank JPMorgan. Die Aktien verloren fast ein Prozent.

Daimler Truck jedoch gelang es, die Anleger mit einem neuen Ausblick zu überraschen. Der Lkw- und Bushersteller hatte nach einem unerwartet starken dritten Quartal seine Finanzziele für das Gesamtjahr angehoben. Damit zogen die Anteilsscheine unter den besten Werten im Dax um 1,4 Prozent an.

Im MDax sackten die Aktien von Nemetschek um rund zehn Prozent ab. Der Bausoftwarespezialist hält trotz eines ordentlichen Wachstums im dritten Quartal an seiner Jahresprognose fest. Baader-Bank-Analyst Knut Woller stellte denn auch die Frage, inwieweit das sich abschwächende gesamtwirtschaftliche Umfeld das Wachstum von Nemetschek im kommenden Jahr belasten werde.

Die Anteilsscheine von Aixtron knickten am MDax-Ende um fast zwölf Prozent ein. Der Umsatz des Anlagenbauers für die Chipindustrie sei zwar unter den Erwartungen geblieben, schrieb die Expertin Olivia Honychurch vom Analysehaus Jefferies. Dies sei aber lediglich der Verzögerung der Auslieferung schon fertiger Maschinen geschuldet.

Der Euro wurde am frühen Nachmittag bei 1,0016 US-Dollar gehandelt. Die EZB hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,0023 (Dienstag: 0,9861) Dollar festgelegt. Der Dollar kostete damit 0,9977 (1,0141) Euro. Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,11 Prozent am Vortag auf 2,14 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,13 Prozent auf 127,46 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,33 Prozent auf 139,24 Punkte zu.

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