Der Dax ist der wichtigste Aktienindex in Deutschland. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Fredrik von Erichsen/dpa)

Schwache Vorgaben aus Übersee haben dem deutschen Aktienmarkt am Montag Verluste eingebrockt. An den Börsen in China und Hongkong ging es angesichts massiver Proteste der Bevölkerung gegen die strikten Maßnahmen der Null-Covid-Politik der politischen Führung abwärts. Zudem zeichnet sich in den USA ein schwacher Handelsauftakt ab.

Der Dax weitete bis zum frühen Nachmittag seine Verluste aus und gab um 0,93 Prozent auf 14.406,54 Punkte nach. Allerdings war der deutsche Leitindex in den vergangenen acht Wochen kontinuierlich gestiegen und hat seither um rund 20 Prozent zugelegt. Sein Jahresminus beträgt mittlerweile weniger als zehn Prozent. Eine Konsolidierung ist laut Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners daher «durchaus gesund und für die mittelfristige Kursentwicklung positiv».

Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es am Montag um 1,34 Prozent auf 25.624,15 Zähler bergab. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 verlor zuletzt 0,77 Prozent.

Auslöser des öffentlichen Unmuts in mehreren chinesischen Metropolen war der Brand in einer Wohnung in der Millionenstadt Ürümqi im Nordwesten des Landes am Donnerstagabend mit mindestens zehn Toten. Viele sind der Meinung, dass die Rettungsarbeiten durch die strengen Corona-Maßnahmen behindert wurden.

«Die Proteste in China sind eine neue Situation für die Börsianer. Und neue Situationen sind immer mit reichlich Unsicherheit verbunden», erläuterte Experte Altmann. Die aktuellen Covid-Ausbrüche schürten zudem Angst vor einer längeren wirtschaftlichen Durststrecke in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Wie Commerzbank-Devisenexperte Ulrich Leuchtmann ergänzte, könnten Chinas Machthaber aber auch mit einer konjunkturell positiven Lockerung der Lockdowns auf die Proteste reagieren.

Am deutschen Aktienmarkt standen zuvorderst die Aktien des Chemikalienhändlers Brenntag im Blick. Sie litten unter Übernahmegesprächen mit dem US-Rivalen Univar Solutions und büßten als Dax-Schlusslicht 7,1 Prozent ein. Analysten sehen Licht und Schatten. Ein solcher Deal könnte enorme Synergien freisetzen, schrieb Baader-Bank-Analyst Markus Mayer. Die Frage des Kaufpreises sei zwar noch offen, er rechne aber mit einem disziplinierten Vorgehen. Für Alex Stewart von der Bank Barclays dagegen wäre der Kauf strategisch gesehen eine Kehrtwende in Sachen Prioritäten.

An der Spitze im Dax legten indes die Papiere von Fresenius nach einer Kaufempfehlung der UBS um 1,3 Prozent zu. Die europäische Medizintechnikbranche sei trotz ihrer Kurskorrektur zwar nicht günstig, die Bewertung der Fresenius-Aktie allerdings schon, schrieb Analyst Graham Doyle und hob das Papier von «Neutral» auf «Buy».

Analystenurteile bewegten zudem die Chemieaktien Lanxess und Symrise. Goldman-Analystin Georgina Fraser rechnet mit sinkenden Rohstoffpreisen und rät in der Chemiebranche zum Portfolioumbau hin zu Unternehmen, die von diesem Trend profitieren sollten. Während Symrise im Dax um marktkonforme 0,7 Prozent nachgaben, hielten sich die Papiere des MDax-Branchenkollegen Lanxess stabil.

Außerhalb der wichtigen deutschen Indizes sprangen die Aktien der Adler Group um 40 Prozent hoch. Der stark angeschlagene Immobilienkonzern verschaffte sich finanziell etwas Luft und einigte sich mit einer Kerngruppe von Gläubigern über die Bereitstellung einer besicherten Fremdfinanzierung für die Unternehmensgruppe.

Der Eurokurs stieg zeitweise bis knapp unter 1,05 US-Dollar auf den höchsten Stand seit Juni. Am frühen Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,0452 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,0375 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,92 Prozent am Freitag auf 1,96 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,24 Prozent auf 127,59 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,16 Prozent auf 140,31 Punkte.

Von