Cover des Albums «Not So Silent Night» von Sarah Connor. (Urheber/Quelle/Verbreiter: -/Universal/dpa)

Es ist ein bisschen wie bei Marzipan – entweder man liebt es oder verschmäht es. Ähnlich verhält es sich bei dem Thema Weihnachtssongs. Die Korrespondenten der Deutschen Presse-Agentur haben sich durch die aktuellen Weihnachtsalben gehört und dabei so manche Platte entdeckt, die auch nach mehrmaligem Hören noch Freude bringt:

Besinnlichkeit im soulig-rockigen Mäntelchen

Sarah Connor (42) sorgt mit «Not So Silent Night», ihrem zweiten Weihnachtsalbum nach 2005, für gute Laune in der Adventszeit. Die 13 englischen Songs kommen im typischen Connor-Stil daher: poppig mit Rock- und Soulelementen. Die Lieder habe sie im Februar auf der griechischen Insel Santorini erarbeitet. Ihre damalige Sehnsucht nach Leichtigkeit und Spaß spiegeln sich in Songs wie «Not So Silent Night» oder «Don’t You Know That It’s Christmas» wider. Besinnlich wird es aber auch. Vor allem, wenn sich die vierfache Mutter in «Santa If You’re There» an ihre 2019 gestorbene Großmutter erinnert. «Meine geliebte Oma war der erste Mensch aus meinem ganz nahen Umfeld, der gestorben ist. Sie war eine Bezugsperson, bei der ich einen großen Teil meiner Kindheit verbracht habe», sagte Connor im dpa-Interview.

Soulig-festlich mit einer Prise Kitsch

Joss Stone (35) hat dieses Jahr zu Weihnachten einen Grund mehr zu feiern. Gerade ist die Soulikone zum zweiten Mal Mutter geworden. «Ich kann gar nicht glauben, wie viel Glück ich gerade in meinem Leben habe», sagte Stone anlässlich der Veröffentlichung ihres ersten Weihnachtsalbums. Die Britin mit der Ausnahmestimme hat «Merry Christmas, Love» während ihrer Schwangerschaft aufgenommen. Sie singt Evergreens wie «Jingle Bells» und «White Christmas» oder Kulthits wie Stevie Wonders «What Christmas Means To Me». Zwei wunderbare Eigenkompositionen, «If You Believe» und «Bring On Christmas Day», reihen sich perfekt dazwischen ein. Auf den 16 Songs wird die 35-Jährige von einer Big Band oder einem Ensemble mit Chor begleitet. Stilistisch ist «Merry Christmas, Love» damit nah an der Tradition großer Weihnachtsalben von Frank Sinatra oder Ella Fitzgerald – ein bisschen Swing, ein bisschen Jazz und ein bisschen Kitsch.

Schneeflocken-Nostalgie für neue und alte Boygroupfans

Bei den Backstreet Boys kommen auch Nostalgiker auf ihre Kosten, denn auf ihrem Album «A Very Backstreet Christmas» sind traditionelle Stücke wie «White Christmas» neben brandneuen Melodien wie «Happy Days» versammelt, die festliche Stimmung aufkommen lassen. «Ich liebe die klassischen Songs auf unserem Album, mit denen wir in der Weihnachtszeit aufgewachsen sind», sagte Bandmitglied Brian Littrell der dpa. «Ich glaube, das Album ist eine unserer besten Arbeiten.» Fans werden den jugendlichen Sound der Jungs sicherlich wieder erkennen. Denn die glatten Popmelodien, die man von den mittlerweile gestandenen Familienvätern kennt und die sie einst berühmt machten, bahnen sich ihren Weg durch den süßen Hauch der weihnachtlichen Besinnlichkeit auf der Platte.

Pure Entschleunigung mit jazzigem Armstrong-Sound

Die markante Stimme von Louis Armstrong (1901-1971) hat den Sound der 40er, 50er und 60er Jahre mitbestimmt. Dabei interpretierte der Jazztrompeter aus New Orleans auch viele Klassiker – darunter auch Weihnachtslieder. Eine Auswahl davon ist nun erstmals auf einem Album gesammelt worden: «Louis Armstrong – Louis Wishes You a Cool Yule» vereint zehn Lieder – darunter auch Klassiker wie «Winter Wonderland», «Baby, It’s Cold Outside» mit Velma Middleton und «I’ve Got My Love To Keep Me Warm» mit Ella Fitzgerald auf der Platte. Es ist fast magisch, wie entspannend, ja entschleunigend der Armstrong-Sound beim Hören wirkt. Und für Fans des legendären Musikers mit dem Spitznamen «Satchmo» ist die längst überfällige Platte des weihnachtlichen Gesamtwerkes von Armstrong ohnehin ein Muss.

Mit schwungvollem Swing durchs Fest sausen

«It’s Christmas Eve Tonight» – der Name des Weihnachtsalbums der Band Andrej and The Swingin‘ Hermlins ist Programm. Mit Verve und guter Laune sausen die Musiker durch das Fest der Feste. Die Band hat dafür auch Klassiker im Big-Band-Sound im Stil der 30er und 40er Jahre auf das Album gepackt – unter anderem «Jingle Bells» und «Santa Claus Is Coming To Town». Das Album macht beim Hören rote Bäckchen vor lauter Vorfreude auf Weihnachten. Kein Wunder: «Swing ist die beste Medizin gegen die Krisen unserer Zeit, besonders zu Weihnachten», sagte Andrej Hermlin der dpa. Wer seine authentische Swing-Band lieber live sehen und sich mitreißen lassen will: Mit dem Programm ist das Swing-Dance-Orchester derzeit auch auf Tournee.

Feiern mit Cumbia, Gitarren und Glöckchen

Die Los Bitchos haben sich mit ihrem Retrosound im Cumbia-Stil der 70er und 80er Jahre eine wachsende Fangemeinde erspielt. Anfang des Jahres veröffentlichten die vier Londonerinnen ihr Debütalbum «Let The Festivities Begin», das nun in einer erweiterten Ausgabe als Weihnachtsversion erscheint. Die beiden neuen, überwiegend instrumentalen Songs «Los Chrismos» und «Tipp Tapp» sind, mal abgesehen von ein paar Glöckchen, nicht aufdringlich weihnachtlich. Damit bieten sie allen, die der üblichen Klassiker im Radio überdrüssig sind, eine angenehme Abwechslung. Beide Songs sind auch auf der «Los Chrismos EP» enthalten, die aber mit nur zwei Tracks genau genommen mehr eine Single als eine EP (Extended Play) ist. Daher macht sich das ganze Album der Londonerinnen sicherlich auch unter dem Weihnachtsbaum gut, denn die coole Platte, auf CD und Vinyl erhältlich, ist vor und nach Weihnachten ein Genuss.

Von den dpa-Korrespondenten und Antje Raupach

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