Sam Worthington als Jake Sully und Zoe Saldana als Neytiri in einer Szene des Films "Avatar 2: The Way Of Water". (Urheber/Quelle/Verbreiter: -/20th Century Studios/dpa)

Als «Avatar – Aufbruch nach Pandora» 2009 ins Kino kam, waren die Zuschauer begeistert. Mit Fantasie, Hingabe und nahezu perfekter Technik hatte «Titanic»-Regisseur James Cameron eine atemberaubende Welt erschaffen, herausragend gefilmt in Stereo 3D. Ein traumhaftes Science-Fiction-Abenteuer, in dem die Bewohner des Planeten Pandora ihre Dschungelwelt gegen Gier und Machtstreben der Erdbewohner verteidigen müssen.

13 Jahre später folgt nun die Fortsetzung. «Avatar 2 – The Way of Water» entführt in die Weiten des Ozeans, mit Sam Worthington, Zoe Saldana, Sigourney Weaver und Kate Winslet. Wird der von vielen sehnlichst erwartete Film den Erwartungen gerecht?

Faszinierende Unterwasserwelt

Die Antwort ist klar: Auf jeden Fall. In jahrelanger Arbeit hat Cameron ein Werk erschaffen, das dem mit drei Oscars prämierten Vorgänger in nichts nachsteht. Die Fortsetzung ist ein bildgewaltiges Sehvergnügen, das in der 3D-Version noch gesteigert wird und das durch dieses regelrechte Eintauchen in die Geschehnisse eindrücklich den Irrsinn der umweltzerstörerischen Ausbeutung von Ressourcen zu Wasser und zu Lande vor Augen führt.

Die Geschichte spielt zehn Jahre nach dem Krieg, der ausbrach, weil die Menschen rücksichtslos die Rohstoffe des Planeten Pandora ausbeuten wollten. Nun kommt es wieder zum Konflikt mit der hochgerüsteten Armee der Menschen, dieses Mal auch befeuert vom persönlichen Rachedurst von Miles Quaritch, einem in neuer Gestalt von den Toten auferstandenen Ex-Militär. Sein Hass richtet sich gegen den ehemaligen Soldaten Jake Sully (Worthington), der sich damals im Krieg auf die Seite der Na’vi geschlagen hatte und zu einem der ihren wurde. Nun führt er mit Neytiri (Saldana) und ihren vier Kindern ein glückliches Familienleben. Um sich und seine Liebsten zu retten, flieht er mit ihnen zum Clan der Metkayina, die am Meer leben.

Die Flüchtigen landen in einem Paradies. Weiße Strände, türkisblaues Wasser und friedliches Leben aller Lebewesen. Statt durch die Lüfte zu fliegen, reisen die Metkayina auf Unterwasserdrachen durchs Meer. Hier zuzusehen, hat etwas Magisches und Beruhigendes. Wenn die Na’vi im lichten Ozean tauchen, schwimmt man als Zuschauer selbst zwischen bunten Fischschwärmen, wogenden, grünen Wasserpflanzen und bizarren Korallenriffen. Doch die Idylle währt nur kurz. Denn Jakes Verfolger spüren ihn auf und ein erbitterter Kampf beginnt.

Männer retten wieder einmal die Familien

«Avatar 2» rückt die junge Generation in den Mittelpunkt, allen voran Jakes Söhne Neteyam (James Flatters) und Lo’ak (Britain Dalton), ihre Tochter Tuk (Trinity Jo-Li Bliss) und die Adoptivtochter Kiri (Sigorney Weaver). Und dann ist da noch Spider (Jack Champion), ein Menschenkind, das die Sullys aufgenommen haben.

Einziger Makel: Die klischierten Rollenbilder. Es ist vor allem Sache der Männer, die Familie zu retten und zu beschützen. Die Frauen sind mutige Kriegerinnen – Neytiri ebenso wie die Metkayina-Frau Ronal (Kate Winslet), die noch hochschwanger in den Kampf zieht. Aber die Hauptlast liegt bei Jake und seinen Söhnen. Die Teenager sind es auch, die mit den Metkayina-Jungs kämpfen, während die Mädchen frech, aber dennoch eher friedfertig und gesprächsbereit sind. Auch das Kochen und das Versorgen von Kampfwunden ist ein Frauenjob. Und wenn nichts mehr geht, hilft Magie. Filme wie das Kinder-Südseeabenteuer «Vaiana» waren da schon weiter, bei dem ein Mädchen sich ganz allein den Gefahren stellt.

In manchem ist der Film aber auch einfach ein Abbild der schlimmen Realität: Es sind Männer vom Planeten Erde, die Krieg und Tod nach Pandora bringen. Sie dürsten nach Geld und Macht und sind von Eroberungsphantasien beherrscht und unwillkürlich fragt man sich, ob eine von Frauen regierte Welt nicht friedlicher wäre.

Ein Plädoyer für die Bewahrung der Schöpfung

Wie dem auch sei – sehenswert ist der auch für einen Oscar gehandelte Film zur Musik des kanadischen R&B-Stars The Weeknd allemal, allein wegen der atemberaubenden Filmaufnahmen unter Wasser, für die die Schauspieler minutenlang die Luft anhalten mussten. Kate Winslet habe es 7 Minuten und 20 Sekunden geschafft, berichtet Cameron bewundernd.

Und es gibt eine Botschaft, die angesichts der Klimaerwärmung kaum oft genug wiederholt werden kann: Bewahrt die Natur! Denn in manchen Szenen ist der Film erschreckend nah an der Wirklichkeit. Etwa bei der Jagd auf die friedlichen Tulkun, walähnliche Tiere, die eng mit der Kultur der Metkayina verbunden sind und von ihnen deshalb als Seelenverwandte verehrt werden. Sie werden erbarmungslos gejagt, weil sich aus ihrem Gehirn wenige Milliliter eines Öls gewinnen lassen, das straffe jugendliche Haut verspricht und deshalb sehr kostbar ist. Der Irrsinn einer Wohlstandsgesellschaft wird hier deutlich, die ihr gutes Leben rücksichtslos auf Kosten der restlichen Welt führt.

Von Cordula Dieckmann, dpa

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