Die Konzernzentrale der Deutschen Bahn am Potsdamer Platz in Berlin. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Paul Zinken/dpa)

Ein Verkauf der Bahn-Logistik-Tochter DB Schenker wird immer wahrscheinlicher. Der Konzernaufsichtsrat beauftragte den Bahn-Vorstand auf einer Sitzung damit, die Veräußerung «von bis zu 100 Prozent von DB Schenker zu prüfen und vorzubereiten», wie das Unternehmen am Nachmittag mitteilte.

«Über den konkreten Start eines Verkaufsprozesses sowie die Art und Weise einer Veräußerung wird zu einem späteren Zeitpunkt gesondert entschieden», hieß es. 

Der Verkauf solle allerdings nur geschehen, wenn er «finanziell vorteilhaft im Vergleich zum Verbleib von DB Schenker im DB-Konzern ist». Wann eine endgültige Entscheidung fallen soll, blieb zunächst offen. Der neu gewählte stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende, der Chef der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Martin Burkert, rechnet mit einem möglichen Beschluss für das zweite Quartal des kommenden Jahres.

Ohne Schenker auf Kerngeschäft konzentrieren

Mit den potenziellen Milliardenerlösen aus dem Verkauf soll die Bahn dem Willen des Aufsichtsrats zufolge ihren Schuldenberg abbauen. Der Konzern hatte zum Halbjahr dieses Jahres Verbindlichkeiten von mehr als 30,5 Milliarden Euro angehäuft – Tendenz steigend. Ohne Schenker könne sich die Bahn zudem stärker auf ihr Kerngeschäft, den Eisenbahnverkehr, konzentrieren, hieß es weiter. Der weltweit tätige Logistikkonzern Schenker organisiert auch Transporte abseits der Schiene.

Ein Verkauf käme aus Sicht der Bahn-Kontrolleure ebenso dem Essener Unternehmen zugute. Schenker benötige mittelfristig «größere finanzielle Mittel und Freiräume für internationale Zukäufe, um in der von zunehmendem Wettbewerb geprägten Logistikbranche auch künftig seine Marktposition sowie seinen Unternehmenswert zu erhalten und zu steigern», teilte die Bahn mit.

Wirtschaftlich läuft es für Schenker mit seinen mehr als 76 000 Beschäftigten seit Jahren hervorragend. Allein im ersten Halbjahr 2022 hatte das Unternehmen einen operativen Gewinn (Ebit) von rund 1,2 Milliarden Euro eingefahren und die Bilanz des finanziell angeschlagenen Gesamtkonzerns deutlich aufgebessert. Auch deshalb sehen manche Beteiligte einen Verkauf kritisch. Insbesondere der frühere EVG-Chef, Klaus-Dieter Hommel, galt als ausgesprochener Gegner des Plans, den er noch im September als «wirtschaftlichen Unsinn» bezeichnet hatte.

Sein Nachfolger, Martin Burkert, äußerte sich am Donnerstag offener. Bei der Abstimmung im Aufsichtsrat habe die EVG sich enthalten, sagte er nach der Sitzung der Deutschen Presse-Agentur. «Für uns ist vor allem wichtig, dass das Geld bei der Deutschen Bahn bleibt.» Auch die Sicherheit für die Beschäftigten müsse gewährleistet sein.

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