Der Dax ist der wichtigste Aktienindex in Deutschland. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Fredrik von Erichsen/dpa)

Belastet von den wieder aufgeflammten Zinssorgen sind deutsche Aktien heute unter Druck geblieben. Am Tag des großen Verfalls grenzte der Dax seine Verluste von zeitweise mehr als einem Prozent aber etwas ein. Nachdem die Index-Kontrakte ausgelaufen waren, gab er zuletzt noch um 0,74 Prozent auf 13.883,13 Punkte nach. Damit steuert der Leitindex auf ein Wochenminus von 3,4 Prozent zu.

Der MDax verlor am Nachmittag 1,12 Prozent auf 25.004,43 Zähler, während sich der Eurozonen-Index EuroStoxx 50 mit 1,1 Prozent im Minus bewegte. An den US-Börsen zeichnen sich derweil auch Kursverluste ab.

Am Vortag war «das Zinsgespenst zurückgekehrt», so formulierte es Marktbeobachter Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Anleger machen sich derzeit wieder stärkere Sorgen, dass die Zinsen weiter steigen als erwartet und 2023 eine drohende Rezession verschärfen könnten. Diese Gedanken hatte am Vortag die Europäische Zentralbank mit der Ankündigung weiterer deutlicher Zinserhöhungen verstärkt.

Die Papiere der Deutschen Bank etwa legten ein Prozent zu, da Banken in ihrem Alltagsgeschäft mit Anleihen, Konten und Krediten von steigenden Zinsen durchaus profitieren können. Der Sektorindex der Banken war denn auch in der europäischen Branchenwertung der einzige Gewinner.

Die wieder größer gewordenen Zinssorgen der Anleger belasteten umgekehrt Immobilienwerte. Die Investmentbank Stifel stufte den deutschen Sektor auf «Neutral» ab. Für TAG Immobilien gaben die Analysten ihre Kaufempfehlung auf, die Papiere fielen um drei Prozent. Noch größere Kursverluste von 5,3 Prozent gab es unter anderem bei dem Dax-Wert Vonovia.

Die Teamviewer-Aktien legten zwar 3,7 Prozent zu, relativierten dabei aber deutlich ihr Anfangsplus von über zehn Prozent. Der auf Fernwartung spezialisierte Softwareanbieter hat sich – wie zuletzt schon spekuliert wurde – die laute Kritik von Investoren zu Herzen genommen und eine Ausstiegsmöglichkeit aus dem teuren Sponsorvertrag mit dem englischen Fußballclub Manchester United ausgehandelt. Laut dem DZ-Bank-Experten Armin Kremser wurde viel Fantasie dafür zuletzt aber schon eingepreist.

Ansonsten waren die Papiere von Südzucker noch eine positive Ausnahme mit einem Anstieg um acht Prozent. Sie knüpften damit an ihren guten Lauf im späten Donnerstagshandel an, als eine neue Prognose für das kommende Geschäftsjahr bei Anlegern gut angekommen war. Der Kurs sprang am Freitag zeitweise auf ein Hoch seit Juli.

Die Papiere von Morphosys brachen um 15,5 Prozent ein nach einer Verkaufsempfehlung der US-Bank Goldman Sachs. Erstmals seit 2009 konnten sie zeitweise wieder zu Kursen unter 12 Euro erworben werden. Analyst Rajan Sharma begründete seinen Pessimismus mit wirtschaftlichen Herausforderungen und einer dünnen Medikamenten-Pipeline.

Die Aktien von Ceconomy, die am Vortag schon eingebrochen waren, rutschten weiter um vier Prozent ab. Sie erreichten den niedrigsten Stand seit fast sechs Wochen. Hier gab die Investmentbank Oddo BHF das Urteil «Underperform» ab. Dem Elektronikhändler stehe ein unsicheres Jahr 2023 bevor, schrieb Analyst Andreas Riemann in einer am Freitag vorliegenden Studie. Die Profitabilität sei weiter zu niedrig.

Der Euro hat sich am Donnerstag wenig bewegt. Mit zuletzt gezahlten 1,0623 US-Dollar blieb er stabil über der Marke von 1,06 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,0621 Dollar festgesetzt.

Am Rentenmarkt sind die Kurse gefallen. Während die Umlaufrendite von 1,89 Prozent am Vortag auf 2,18 Prozent stieg, fiel der Rentenindex Rex um 1,38 Prozent auf 126,93 Punkte. Der Bund-Future gab zuletzt um 0,82 Prozent auf 138,44 Punkte nach.

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