Wohl kein anderer deutschsprachiger Künstler hat so viele populäre Songs hinterlassen wie Udo Jürgens. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Henning Kaiser/dpa)

Es gibt viele Gründe, warum Udo Jürgens einer, wenn nicht der größte deutschsprachige Songwriter des 20. Jahrhunderts gewesen ist. Auf einem neuen Album, für das seine Kinder John und Jenny Jürgens 61 Lieder herausgesucht haben, kann man sie entdecken. «da capo, Udo Jürgens – Stationen einer Weltkarriere» versammelt Stücke aus der jahrzehntelangen Karriere des Musikers.

Dazu gehören alternative Versionen der Klassiker, zum Beispiel eine Version von «Vielen Dank für die Blumen» mit spacigen Synthie-Einsprengseln. Oder «Siebzehn Jahr, blondes Haar» in der englischen Variante als «Wayward Girl».

In Erinnerungen schwelgen

Das Album, das am Freitag bei Sony Music erschienen ist, lässt seine Hits auferstehen. Wer sich nochmal darauf einlässt, entdeckt vielleicht neue, besondere Details: Das druckvolle Piano und die beschwingten Streicher am Anfang von «Aber bitte mit Sahne». Das groovige Piano- und Basszusammenspiel in «Ein ehrenwertes Haus». Die schneidigen Streicher von «Mit 66 Jahren».

Jürgens, geboren 1934 in Klagenfurt und gestorben 2014 in der Schweiz, hatte einen unleugbaren Sinn für Ohrwürmer. Die aber immer auch handwerklich gut gemacht waren. Das Pathos kommt dabei nicht zu kurz. Große Harmoniebögen und Streicherparts können in eher dunklen Zeiten ja tröstend wirken. Man nehme allein den erhebenden Hit «Immer wieder geht die Sonne auf».

Altes und Neues

Beim Anhören fällt wieder auf, wie politisch viele Lieder des Songwriters sind – nicht nur im Text des oft verkannten Songs «Griechischer Wein», das auf dem Album als englische Version zu hören ist. Auch «Mein größter Wunsch», «Sänger in Ketten» oder die Utopie vom Ende des Kalten Kriegs in «Moskau – New York» zeugen davon.

Es gibt auch Überraschendes zu entdecken. Zum Beispiel das schmissige «Ich weiß, was ich will» von 1979 mit Disco-Beat. Die futuristische Vocoder-Stimme am Anfang von «Ihr von morgen». Das Lied «Am Tag davor», das mit stoisch repetitiven, unheilverkündenden Synthie-Tönen die Apokalypse beschwört. Oder die funkige Rocknummer «Peace Now» von 1970.

Auch tolle Instrumentalstücke von Jürgens, der noch als Schüler ein Musikstudium am Kärntner Konservatorium anfing, finden sich auf der Kompilation.

«Das Album erzählt in den 61 Songs, die meine Schwester Jenny und ich ausgewählt haben, die Stationen der Weltkarriere unseres Vaters nach», sagte John Jürgens vorab. «Man begleitet unseren Vater dabei von Lied zu Lied auf seiner Lebensreise. In den großen Erfolgen wie dem Gewinn des Grand Prix 1966, aber auch in sehr persönlichen Momenten, in Liedern, die meiner Mutter, meiner Schwester oder dem Bruder meines Vaters gewidmet sind. Man kommt unserem Vater im Hören sehr nah.»

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