Wegen des Brexits wird Großbritannien einem Zeitungsbericht zufolge seine Exportziele deutlich verfehlen. Der Wert von Ausfuhren aus dem Vereinigten Königreich werde frühestens 2035 eine Billion Pfund (1,14 Bio Euro) betragen, berichtete der «Guardian» unter Berufung auf Aussagen des zuständigen Staatssekretärs Andrew Bowie. Ex-Premierminister Boris Johnson hatte 2021 angekündigt, dieses Ziel werde 2030 erreicht. Ursprünglich hatte 2012 der damalige Regierungschef David Cameron sogar 2020 als Datum versprochen – das war aber lange vor dem Brexit-Referendum 2016.
Setze sich die aktuelle Entwicklung fort, werde der Wert der Exporte von 739 Milliarden Pfund im vorigen Jahr auf 707 Milliarden Pfund im kommenden Jahr sinken und bis 2027 wieder auf 725 Milliarden Pfund steigen, zitierte der «Guardian» eine Schätzung der Aufsichtsbehörde Office for Budget Responsibility.
Staatssekretär Bowie machte «externe Schocks» wie sinkende globale Nachfrage, schwankende Wechselkurse und die hohe Inflation für die schwachen Zahlen verantwortlich. Den Brexit erwähnte er nicht – im Gegensatz zu Wirtschaftsvertretern. Nach Angaben der Vereinigung Federation of Small Businesses hat einer von acht Exporteuren wegen des Brexits zeitweise oder endgültig seine Verkäufe in die EU eingestellt und ein weiteres Zehntel erwägt dies.
Großbritannien ist seit Januar 2021 nicht mehr Mitglied der EU-Zollunion und des -Binnenmarkts. Die Brexit-Anhänger hatten geltend gemacht, ein Austritt aus der EU werde es Großbritannien erlauben, eigene Handelsabkommen zu schließen, die viel vorteilhafter seien. Bisher ist das aber nicht gelungen. Die bisher neu verhandelten Verträge etwa mit Australien oder Neuseeland wiegen die schweren Einbußen im Außenhandel mit der EU nicht annähernd auf. Das erhoffte Freihandelsabkommen mit den USA ist in weiter Ferne.