Keine allzu große Nähe: Schauspielerin Jane Fonda mit dem Unternehmer Richard Lugner in Wien. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Heinz-Peter Bader/AP/dpa)

Sie bleibt auf Abstand zu ihrem Gastgeber, lächelt kaum, strahlt viel Anmut und auch ein wenig Strenge aus. Hollywood-Star Jane Fonda stellt am Tag vor dem Wiener Opernball mit ihrer Präsenz den österreichischen Gesellschaftslöwen und Unternehmer Richard «Mörtel» Lugner in den Schatten.

Sie ist 85 – und wirkt viel jünger. Er ist 90 und scheint ebenfalls voller Energie. Das Alter und der erfolgreiche Kampf dagegen scheint aber das Einzige zu sein, was beide eint. Ob sie auf dem Ball miteinander Walzer tanzen werden?, wollen die Reporter auf einer Pressekonferenz wissen. Ein klares Nein: «Ich habe eine künstliche Schulter, zwei künstliche Hüften, zwei künstliche Knie. Ich bin alt und ich könnte auseinanderfallen», antwortet die einst als Fitness-Queen gefeierte US-Amerikanerin.

Jane Fonda braucht Geld für ihre Projekte

Lugner lädt seit 1992 gegen Geld Gäste in seine Loge auf dem Opernball, Österreichs High-Society-Event des Jahres. Ein wenig Glanz für ihn – und Werbung für sein Einkaufszentrum in Wien. Denn auch die zweifache Oscar-Preisträgerin musste am Mittwoch eine Autogrammstunde in seiner «Lugner City» ableisten. Sie tat es mit viel Professionalität. Ihr Motiv für die Fernreise? Geld! Obwohl sie erst mehrere erfolgreiche Filme und Serien gedreht hat («Grace and Frankie», «80 for Brady»), bekennt sie offen: «Ich unterstütze so viele Leute, ich brauche das Geld.» Zumal sie sich in diesem Jahr ganz ihrer Herzensangelegenheit, dem Klimaschutz, widmen und auf lukrative Film-Projekte verzichten will.

Mit Nachdruck bricht sie eine Lanze für die inzwischen nicht mehr unumstrittenen Klima-Proteste der «Last Generation». Deren Klebe-Aktionen seien völlig in Ordnung, findet sie. «Was sie uns zurufen ist: Helft uns, ihr Alten. Helft uns, damit wir eine Zukunft haben!», so Fonda. Das Wirken von Unternehmen, die mit fossiler Energie ihr Geld verdienen, findet sie «kriminell». Ein zumindest symbolisches Ausrufezeichen wollte sie wohl setzen, in dem sie auf die von Lugner für ihren Aufenthalt zur Verfügung gestellte Stretch-Limousine verzichtete.

Ein Traumpaar werden die beiden nicht mehr

Seit Montag ist sie in der österreichischen Hauptstadt – und auf Kultur-Tour. Durch die diversen Museen ließ sie sich teils von den Museumsdirektoren persönlich führen. In der Albertina durfte sie mit einer Lupe Dürers epochales Aquarell «Feldhase» (1502) ganz aus der Nähe betrachten. Lugners Hoffnung auf frühe gemeinsame Fotos zerplatzten. «Sie ist halt eine ewige Rebellin», meinte der 90-Jährige etwas frustriert.

Ohnehin scheint die Kommunikation zwischen beiden nicht reibungslos. Jedenfalls hatte Fonda nicht mit dem Besuch eines Balls gerechnet, als sie in Wien landete. «Ich dachte, ich besuche eine Oper», sagte die 85-Jährige am Mittwoch beim ersten gemeinsamen Auftritt. Aber sie habe sich nun an den Gedanken gewöhnt. «Es werden viele Fotos gemacht und ich werde wohl den Präsidenten treffen.»

Auf dem Opernball werden rund 5000 Gäste feiern. Nach zweijähriger Corona-Pause steht das Society-Treffen auch im Zeichen der Wohltätigkeit – ein Teil der Einnahmen wird für soziale Zwecke gespendet. Zum Event mit seinem strikten Dresscode – langes Abendkleid für die Damen, Frack für die Herren – wird als Gast seines österreichischen Amtskollegen Magnus Brunner auch der deutsche Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) erwartet.

Lugner hat sich nach eigenen Worten mit einem Besuch in einer Kältekammer – zwei Minuten und zehn Sekunden bei minus 112 Grad – noch einmal für Donnerstagabend aufgefrischt. Fonda hingegen vertraut unter anderem ihrem täglichen Workout. Alles im Prinzip wie früher, nur langsamer und mit weniger Gewichten, verriet sie am Mittwoch. Sie schwärmt auch für langes Schlafen. Und sie vertraut in diesem Fall den Künsten eines Visagisten. «It’s all fake» («Alles nur gemacht»), meinte sie auf die Frage nach ihren Beauty-Geheimnissen.

Von Matthias Röder, dpa

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