«Der BVB ist wieder da», stimmten die Dortmunder Fans nach dem 4:1 (2:0) gegen Hertha BSC an. Und nicht nur das: Auch die Spannung im Titelrennen der Fußball-Bundesliga ist nach Jahren der Langeweile zurück.
Borussia Dortmund hat den Patzer des FC Bayern genutzt und mit dem Spitzenreiter und dem 1. FC Union Berlin nach Punkten gleichgezogen. «Wir haben alle Lust auf Titel. Unser Ziel ist es, weiter erfolgreich zu sein», sagte BVB-Kapitän Marco Reus beim Streamingdienst DAZN.
Vier Tage nach dem 1:0 in der Champions League gegen den FC Chelsea zeigte der BVB erneut seine starke Form und untermauerte seine Ansprüche als Bayern-Herausforderer mit sehenswerten Toren. Karim Adeyemi mit der Hacke (27. Minute), Donyell Malen (31.), Reus (76.) per Traum-Freistoß und Julian Brandt (90.) trafen für den BVB.
Dortmund gewann bereits sein achtes Pflichtspiel nacheinander. «Es ist ein schönes Gefühl, die Serie auszubauen», sagte Brandt. Auf die Stimmung drückte allerdings die Verletzung von Adeyemi, der bereits in der ersten Hälfte ausgewechselt werden musste. «Er wird uns wahrscheinlich die nächsten Spiele nicht zur Verfügung stehen», sagte Trainer Edin Terzic.
Terzic will «demütig und bescheiden» bleiben
So offen wie in diesem Jahr war die Frage nach dem deutschen Meister lange nicht mehr. Dass drei Teams punktgleich oben stehen, gab es nach Angaben des Datendienstleisters Opta seit Einführung der Drei-Punkte-Wertung 1995 zu einem so späten Zeitpunkt in der Saison noch nie. «Man sieht einfach, dass man keinen Zentimeter nachlassen darf, sonst wird es schwierig», sagte Reus. Zwischen Branchenprimus Bayern und Eintracht Frankfurt auf Platz sechs liegen nur fünf Punkte. Terzic mahnte allerdings: «Wir sind noch nicht im Ziel, deswegen bleiben wir da demütig und bescheiden.»
Von solchen Tabellenregionen können die Gäste aus Berlin nur träumen. Die Hertha musste einen Rückschlag im Abstiegskampf hinnehmen und ist Tabellenvorletzter. Das einzige Tor für das Team von Sandro Schwarz erzielte vor 81.365 Zuschauern im ausverkauften Dortmunder Stadion Lucas Tousart (46.). «Wir haben wirklich alles reingeworfen, uns wieder in jeden Zweikampf geworfen», sagte Marco Richter. «Das sind dann leider die kleinen Schlüsselmomente, die gefehlt haben, und die Konsequenz im Abschluss.» Trainer Sandro Schwarz sah «viele positive Dinge. Das ist der Weg, dass wir da dranbleiben.»
Partie kurz nach Anpfiff unterbrochen
Terzic setzte beim BVB auf Rotation. Unter anderen standen Reus und Mats Hummels neu in der Startelf. Zunächst konnte sich allerdings niemand zeigen. Kurz nach Anpfiff unterbrach Schiedsrichter Harm Osmers die Partie, weil dichter Pyrotechnik-Rauch aus dem Block der Hertha-Fans durch das Stadion wehte. Nach Wiederanpfiff hatten die Berliner die erste Chance. Jessic Ngankam zielte von der Strafraumgrenze aber etwas zu hoch.
Dortmund brauchte eine Weile, um ins Spiel zu kommen. Zwar übernahm die Borussia die Spielgestaltung, wirklich gefährlich wurde der BVB aber lange nicht. Bis zur 27. Minute – und dann direkt richtig: Reus zog von rechts in den Strafraum, bediente Adeyemi und der deutsche Nationalspieler traf mit der ersten Dortmunder Torchance sehenswert per Hacke.
Adeyemi nach 2:0 verletzt ausgewechselt
Jetzt legte der BVB richtig los. Adeyemi zündete auf der linken Außenbahn den Turbo, bediente Malen und schon stand es 2:0. Bei der Tor-Vorbereitung verletzte sich Adeyemi allerdings. Der 21-Jährige griff sich an den hinteren linken Oberschenkel und musste ausgewechselt werden. «Das sieht natürlich nicht gut aus, aber wir warten erstmal ab», sagte Terzic. «Wir hoffen, dass es nicht allzu lange dauern wird.» Die Dortmunder Fans unterstützten Adeyemi mit lauten Sprechchören und schalteten dann in den Party-Modus. «Wer wird deutscher Meister? BVB Borussia», sangen die Anhänger euphorisch.
Entschieden war die Partie aber noch nicht. Kurz nach der Halbzeit erwischte die Hertha den BVB unsortiert in der Abwehr. Tousart sorgte mit seinem Anschlusstreffer für Hoffnung bei den Hauptstädtern. Ergebnistechnisch blieb die Partie bis zum späten 3:1 durch Reus offen, nachhaltig spielerisch aus dem Konzept bringen ließ sich Dortmund aber nicht. Der BVB blieb überlegen und defensiv stabil und legte mit dem vierten Tor durch Brandt nochmal nach.