Wenige Monate vor der Krönung von König Charles III. eskaliert der Streit um seinen Sohn Prinz Harry. «Wir können bestätigen, dass der Herzog und die Herzogin von Sussex aufgefordert wurden, ihren Wohnsitz in Frogmore Cottage niederzulegen», sagte eine Sprecherin von Harry und Meghan. Die diplomatisch kaum verhüllte Mitteilung vom späten Mittwochabend bestätigt den knallharten Rauswurf aus Schloss Windsor. Britische Medien berichteten, die Anordnung sei bereits kurz nach der Veröffentlichung von Harrys Biografie «Reserve» am 10. Januar erfolgt. Das Paar sei «fassungslos», war zu lesen.
Doch die konservative britische Presse, die seit Monaten einen harten Anti-Harry-Kurs fährt, ist entzückt. «Harrys bösartige Angriffe auf Camilla konnte König Charles nicht verzeihen – er musste zurückschlagen», kommentierte der langjährige Royals-Fotograf Arthur Edwards in der Boulevardzeitung «Sun». In seinem Buch legt Harry (38) unzählige Details aus dem Privatleben der Royals offen und erhebt besonders gegen seinen älteren Bruder William (40) und seine Stiefmutter Queen Camilla (75) schwere Vorwürfe. Der zweiten Ehefrau seines Vaters lastete er an, private Informationen über ihn und andere Familienmitglieder unter der Hand an die Presse gegeben zu haben, um sich in einem besseren Licht erscheinen zu lassen.
Mit dem Machtwort des Monarchen dürfte eine Teilnahme von Harry und Meghan an der Krönung am 6. Mai in London in weite Ferne gerückt sein. Die Zeitung «Telegraph» berichtete, dass die Frist zur Räumung von Frogmore Cottage auf dem Gelände von Schloss Windsor zwar erst nach der Zeremonie abläuft. Doch eine Teilnahme scheint angesichts des Zerwürfnisses inzwischen nur noch schwer vorstellbar. «Indem er Harry dessen einzigen sicheren Ort in Großbritannien wegnimmt, teilt der König seinem Sohn effektiv mit, dass er nicht länger zu Hause willkommen ist», schrieb das Boulevardblatt «Daily Express».
Kein Polizeischutz mehr
Für den stets sehr um die Sicherheit seiner Familie besorgten Harry dürfte es nicht einfach werden, eine Unterkunft mit ähnlich hohem Sicherheitsstandard zu finden. Polizeischutz bekommt er mittlerweile nicht mehr. Mit dem britischen Innenministerium streitet Harry darüber, ob er die Polizei gegen Bezahlung in Anspruch nehmen kann.
Das Paar hatte Frogmore Cottage nach der Hochzeit 2018 von Harrys inzwischen gestorbener Großmutter Queen Elizabeth II. als Wohnsitz erhalten. Es wurde für 2,4 Millionen Pfund (2,7 Mio Euro) zunächst auf Kosten des Steuerzahlers renoviert. Später zahlte das Paar den Betrag zurück. Nachdem sich Harry und Meghan zwei Jahre später im Streit vom engeren Kreis des Königshauses lossagten, hielten sie sich nur noch selten in Windsor auf. Das Paar lebt inzwischen mit den gemeinsamen Kindern Archie (3) und Lilibet (1) im US-Bundesstaat Kalifornien. Zuletzt sollen sie nach dem Tod der Queen im vergangenen September in Frogmore Cottage übernachtet haben.
Für den Rauswurf seines Sohns hat Charles (74) Berichten zufolge die Rückendeckung seiner engsten Familie, auch von Thronfolger Prinz William. «Die Situation hat sich schon viel zu lange hingezogen, und er wollte entschieden und rasch handeln», erklärte eine nicht genannte Quelle der «Sun» die Anweisung von Charles.
Brücken anzünden, statt sie zu bauen?
Doch es soll Gegenstimmen geben, etwa von Harrys Cousinen Eugenie und Beatrice. Auch in der Öffentlichkeit ist der Schritt umstritten. Die Anwältin und Kommentatorin Shola Mos-Shogbamimu twitterte über den Rauswurf: «Ein schwacher Feigling von einem Vater – eine Grausamkeit unwürdig eines Königs.» Der frühere Royals-Experte der BBC, Peter Hunt, kritisierte Charles ebenfalls. «Statt Brücken zu bauen, zündet das Staatsoberhaupt sie an», twitterte Hunt. «Die Verbannung seines Sohnes ist grausam, unnötig und schmälert Charles.»
Erst vor wenigen Tagen kam Kritik am Monarchen auf, als er EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach der Einigung zwischen London und Brüssel im Nordirland-Streit auf Schloss Windsor empfing. Brexit-Hardliner und nordirische Unionisten warfen Charles vor, er lasse sich politisieren. Traditionell haben sich britische Monarchen aus der Politik herauszuhalten.
Für Aufsehen sorgt nun, dass der König bereits eine neue Verwendung für Frogmore Cottage haben soll. Sein Bruder Prinz Andrew solle dort künftig wohnen, berichtete der «Telegraph». Der 63-Jährige, der wegen seiner Verstrickung in einen Missbrauchsskandal weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden ist, muss demnach aus Kostengründen sein sehr viel größeres Domizil Royal Lodge verlassen, das ebenfalls auf dem Gelände von Schloss Windsor liegt. Charles streiche ihm nämlich die hohe jährliche Zuwendung. Dass aber ausgerechnet Andrew von dem Rauswurf profitieren soll, ist Harry und Meghan laut «Telegraph» ein Dorn im Auge. Eine Annäherung dürfte dies zusätzlich erschweren.