«Die Auswirkungen haben uns stark getroffen und einen dreistelligen Millionenverlust verursacht», heißt es von Peek & Cloppenburg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jens Kalaene/dpa)

Immer mehr Modehändler in Deutschland kämpfen ums Überleben. Vier Monate nach Deutschlands letztem großem Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof suchte am Freitag auch der Modehändler Peek & Cloppenburg KG Düsseldorf (P&C) angesichts schleppender Geschäfte Rettung in einem Schutzschirmverfahren, wie er mitteilte. Der Schuhhändler Görtz hatte diesen Schritt bereits im September getan.

Während bei Galeria mehr als ein Drittel der knapp 130 Warenhäuser zur Disposition steht, will P&C auch im Sanierungsverfahren an seinen 67 Häusern festhalten. Dort werde es nach dem bisherigen Stand auch keine betriebsbedingten Kündigungen geben, betonte das Unternehmen. Anders sieht es in der Verwaltung inklusive den Führungsebenen aus. Hier sei «ein nicht unwesentlicher Stellenabbau» notwendig, betonte P&C. Zuvor hatte die «Wirtschaftswoche» darüber berichtet. Nicht vom Schutzschirmverfahren betroffen ist das von P&C Düsseldorf unabhängige Unternehmen Peek & Cloppenburg Hamburg.

So soll die Restrukturierung beschleunigt werden

Mithilfe des Schutzschirmverfahrens will P&C Düsseldorf nach eigenen Angaben die bereits angestoßene Restrukturierung beschleunigen. Bei der auf Sanierung ausgerichteten Insolvenzvariante übernimmt ein gerichtlich bestellter Sachwalter die Aufsicht über die Rettung. Die Unternehmensführung behält die Kontrolle, wird aber von einem externen Sanierungsexperten beraten.

Notwendig geworden sei der Schritt durch die wirtschaftlichen Turbulenzen der vergangenen Jahre, betonte P&C. 2020 und 2021 habe die Pandemie zu einem Umsatzeinbruch geführt. «Die Auswirkungen haben uns stark getroffen und einen dreistelligen Millionenverlust verursacht», sagte Steffen Schüller, seit Juni Geschäftsführer des Unternehmens.

Darüber hinaus sei das Konsumverhalten der Kundinnen und Kunden aufgrund des Ukrainekriegs sehr zurückhaltend. Lieferengpässe, erhöhte Kosten, steigende Zinsen und die leichte Rezession hätten die wirtschaftliche Situation des Händlers zum Ende des vergangenen Jahres hin weiter eingetrübt.

Wie der Onlinehandel zur Belastung wurde

Als Belastung erwies sich für P&C zuletzt offensichtlich auch sein Engagement im Onlinehandel. Um dem durch die Pandemie veränderten Kaufverhalten Rechnung zu tragen, hatte das Unternehmen seit 2021 seine Onlineaktivitäten stark ausgeweitet und dafür einen dreistelligen Millionenbetrag investiert.

Auch in diesem Bereich sei inzwischen eine Kaufzurückhaltung der Kunden zu beobachten, betonte das Unternehmen. Deshalb müsse auch die Onlinestrategie des Unternehmen überdacht werden. «Unser Fokus liegt jetzt klar auf unserem Kerngeschäft im stationären Einzelhandel und damit bei unseren Stores. Der Onlinebereich ist nach wie vor wichtiger Bestandteil unseres Geschäftsmodells, hier werden wir jedoch zurückhaltender agieren als noch in den Jahren zuvor», sagte Geschäftsführer Thomas Freude.

Experten nicht überrascht

Der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein zeigte sich wenig überrascht von der Entwicklung bei P&C. «Im vergangen Jahr konnte der stationäre Modehandel zwar von der Rückkehr der Menschen in die Innenstädte profitieren. Aber es gibt nur wenige Modehändler, die 2022 wirklich schon wieder an das Vorkrisenniveau anknüpfen und schwarze Zahlen schreiben konnten. P&C Düsseldorf gehörte offensichtlich nicht dazu.»

P&C habe aber nicht nur unter den allgemeinen wirtschaftlichen Turbulenzen gelitten. Hinzugekommen seien auch hausgemachte Probleme. «P&C Düsseldorf hat das Thema Onlinehandel von Anfang an versemmelt», urteilte der Branchenkenner. Statt auf den bekannten Namen habe das Unternehmen online auf die Neukreation FashionID gesetzt. Das habe nicht funktioniert. Als man umgesteuert habe, sei es zu spät gewesen.

Wird gleich der nächste Fehler begangen?

Jetzt sei das Unternehmen dabei, den nächsten Fehler zu machen. «Dass P&C Düsseldorf online in Zukunft mit angezogener Handbremse agieren will, zeigt, dass man dort bis heute nicht verstanden hat, wo die Entwicklung im Handel hingeht», urteilte Heinemann.

Die rund 6800 P&C-Beschäftigten erhalten in den kommenden drei Monaten Gehälter von der Agentur für Arbeit. Für die Peek & Cloppenburg Retail Buying GmbH & Co. KG wurde ebenfalls ein Antrag auf ein Schutzschirmverfahren gestellt. Weitere Gesellschaften der Gruppe im In- und Ausland sowie die Schwestergesellschaft Peek & Cloppenburg in Österreich sind nicht vom Schutzschirm betroffen. Sie führen ihre Geschäftstätigkeit ohne Einschränkung fort. Dies betrifft auch die Anson’s Modehäuser in Deutschland.

Von Erich Reimann, dpa

Von