Nach der Enttarnung von Hintermännern der Hackergruppe «Double-Spider» sind bei den Ermittlern erste Hinweise auf die Gesuchten eingegangen. Ein entscheidender Tipp sei allerdings noch nicht dabei gewesen, teilte eine Sprecherin des Landeskriminalamts NRW in Düsseldorf mit.
Eine Spezialeinheit von NRW-Cybercrime-Ermittlern hatte Haftbefehle gegen drei mutmaßliche Drahtzieher eines internationalen Netzwerks von Cyber-Kriminellen erwirkt, die für spektakuläre Hackerangriffe weltweit verantwortlich sein sollen.
Den Verdächtigen werden unter anderem der Angriff auf das Uni-Klinikum Düsseldorf, die Funke-Mediengruppe und den Landkreis Anhalt-Bitterfeld angelastet, der deswegen den Katastrophenfall ausgerufen hatte.
Hacker haben Verbindungen zu Russland
Einer der Verdächtigen, der 41-jährige Russe Igor T., soll noch Ende vergangenen Jahres an einem Hacker-Wettbewerb der Söldnergruppe Wagner teilgenommen haben. Er wird auch vom FBI gesucht.
«Wir sehen bei einzelnen Personen dieser Tätergruppe auch Bezüge und Verbindungen zum russischen Inlandsgeheimdienst FSB und der paramilitärischen Söldnertruppe Wagner», hatte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) gesagt.
Auch wenn die Taten der persönlichen Bereicherung dienten, liege die Vermutung nahe, dass sie mindestens staatlich geduldet würden. Zudem sei nicht auszuschließen, dass die abgeschöpften Daten und Gelder auch für staatliche Zwecke genutzt werden.
Simran Mann, IT-Sicherheitsexpertin des Digitalverbands Bitkom, verwies auf die Zunahme von Hackerangriffen aus Russland. Dass die kriminellen Gruppen dort auch politische Ziele verfolgen könnten, werde bei den angegriffenen Institutionen deutlich: die staatliche Verwaltung, eine Mediengruppe und eine Universität – dies könne man auch als Angriff auf die Fundamente der Demokratie interpretieren.
Andere Hackergruppen hätten ihren Angriff sofort beendet und sich entschuldigt, als sie darauf hingewiesen wurden, dass sie ein Krankenhaus angegriffen hätten, sagte Mann.
Die drei Verdächtigen Igor T. (41), Irina Z. (36) und Igor G. (32) werden weltweit gesucht. Sie stehen auf nationalen und internationalen Fahndunglisten wie «Europe’s most wanted». Für den Fall «Double-Spider» hatte die NRW-Ermittlungsgruppe «Parker» fast 100 Rechtshilfeersuchen gestellt, darunter auch an Russland. Der Name Parker ist eine Anspielung auf «Spiderman»-Figur Peter Parker.