Mit einem großen Warnstreik haben die Gewerkschaften EVG und Verdi den Bahn-, Luft-, und Schiffsverkehr im ganzen Land weitgehend lahmgelegt. Pendler und Reisende waren vorbereitet. Das große Verkehrschaos blieb aus. Doch auch am Dienstag dürften die Auswirkungen in der ersten Tageshälfte zu spüren sein. Danach ist erstmal Ruhe – zumindest bis nach Ostern. In den jeweiligen Tarifstreits geht es hingegen bereits in dieser Woche weiter.
Einschränkungen am Dienstag
Zwar ist der Warnstreik beendet. Insbesondere im Bahnverkehr dürfte es aber einige Stunden dauern, bis alles wieder reibungslos rollt. Laut Bahn braucht es nach dem kompletten Stillstand im Fernverkehr einige Zeit, bis die Züge aus den Depots und das Personal wieder dort sind, wo sie gebraucht werden. Reisende müssen sich deshalb in der ersten Tageshälfte auf Ausfälle und Verspätungen einstellen. Die Einschränkungen treffen im geringeren Umfang auch den Regional- und S-Bahn-Verkehr.
Der Flughafenverband ADV geht davon aus, dass der Luftverkehr schnell planmäßig anlaufen kann. Es sei nicht der erste Warnstreik dieser Art, auch wenn das Ausmaß dieses Mal groß sei, sagte eine Verbandssprecherin. In früheren Warnstreiks habe das Hochfahren weitgehend reibungslos funktioniert. Der Flughafen Frankfurt rät Reisenden dennoch, frühzeitig den Status ihres Fluges überprüfen und genug Zeit einplanen. Aufgrund des Streiks sei es möglich, dass es am Dienstag zu längeren Wartezeiten komme.
Keine Osterstreiks
Für die Tage bis und während Ostern will zumindest die EVG keine Warnstreiks im Bahnverkehr mehr ausrufen. «Da wir nicht die Reisenden bestreiken wollen, sondern die Arbeitgeber, können wir mitteilen, dass wir über Ostern nicht verhandeln werden und damit auch nicht streiken», teilte EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch mit.
So eindeutig äußerte sich Verdi nicht, doch auch dort ließen die Verantwortlichen durchklingen, dass bis und über Ostern bislang nichts geplant ist. «Wenn das mit den Verhandlungen überhaupt nicht funktioniert, können wir uns das noch mal vorstellen», sagte eine Bezirkssprecherin in Berlin. «Vor Ostern ist allerdings nicht realistisch.»
So geht es im öffentlichen Dienst weiter
Mit den bundesweiten Warnstreiks erhöhten die Gewerkschaften den Druck auf die Arbeitgeber in ihren jeweiligen Tarifverhandlungen. Seit Montag läuft die dritte Verhandlungsrunde von Verdi und dem Beamtenbund mit Bund und Kommunen im öffentlichen Dienst. Angesichts der verhärteten Fronten war es unklar, ob bei der auf drei Tage angesetzten Runde ein Durchbruch gelingt.
Der Chef des Beamtenbundes, Ulrich Silberbach, brachte ein Scheitern ins Spiel. Für den Fall, dass die Arbeitgeber ihr Angebot nicht deutlich nachbesserten, sagte er: «Wir würden dann wahrscheinlich in die Schlichtung gehen. Sollte die wiederum zu keinem Ergebnis führen, dann wird es mal wieder sehr dunkel in Deutschland. Dann werden wir in einen flächendeckenden, unbefristeten Arbeitskampf einsteigen müssen.»
So geht es bei den Eisenbahnen weiter
Die EVG verhandelt mit der Bahn und 50 weiteren Eisenbahn-Unternehmen über mehr Geld für rund 230.000 Beschäftigte. Die erste Verhandlungsrunde ging in der vergangenen Woche zu Ende. Die zweite startet der EVG zufolge am Mittwoch. Dann werde wieder nach und nach mit sämtlichen Bahn-Unternehmen verhandelt. Die Gespräche mit der Deutschen Bahn als größtem Arbeitgeber sind in diesem Rahmen für Ende April angesetzt. Auch hier liegen die Vorstellungen weit auseinander.
Das haben die Warnstreiks gebracht
Mit den Warnstreiks versuchen die Gewerkschaften, Streikbereitschaft und Stärke zu signalisieren. Den Verkehr in Deutschland legten sie weitgehend lahm. Ob sie eine Einigung mit den Arbeitgebern erschwert haben, muss sich zeigen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser äußerte zumindest Verständnis für die Sorgen der Beschäftigten. «Viele, auch im öffentlichen Dienst, leiden dieser Tage unter den hohen Energiepreisen, unter der hohen Inflation. Deswegen ist es auch unsere Aufgabe, gemeinsam einen guten Abschluss zu finden.»
Die Deutsche Bahn wiederum betont immer wieder ihr großes Unverständnis darüber, in der am Mittwoch beginnenden zweiten Tarifrunde erst so spät dranzukommen. «Es ist sehr befremdlich, dass man heute streikt und erst in fünf Wochen bereit ist, wieder mit uns zu verhandeln», sagte ein Sprecher. EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch wies hingegen darauf hin, dass der Verhandlungszeitplan mit allen Beteiligten noch vor der ersten Runde abgestimmt worden sei.