Maria Sebaldt ist tot. Die Schauspielerin starb im Alter von 92 Jahren. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Özlem Yilmazer/dpa)

In den 1980er Jahren war Maria Sebaldt das Gesicht des deutschen Wohlfühl-Fernsehens. Als exaltierte Bille in der ZDF-Serie «Ich heirate eine Familie» (1983-1986) verkuppelte sie die Alleinerziehende Angi (Thekla Carola Wied) mit dem Junggesellen Werner, litt selbst aber unter den Amouren ihres untreuen Ehemanns Alfons.

In «Die Wicherts von nebenan» (ZDF, 1986-1991) führte sie als Hannelore mit Mann und zwei Söhnen ein mehr oder weniger idyllisches Familienleben in West-Berlin. Es war vor allem ihr komisches Talent, mit dem die Schauspielerin begeisterte. Nun ist Sebaldt mit 92 Jahren bei München gestorben. Die Beisetzung fand bereits statt, wie das ZDF mitteilte. Zuerst hatte die «Bild»-Zeitung berichtet.

Schlagfertige Berlinerin mit Herz

Sebaldt war aufrichtig, humorvoll und schlagfertig, ganz wie die sprichwörtliche «Berliner Pflanze», die sie ja auch war. Am 26. April 1930 wurde sie im Stadtteil Steglitz geboren. Über ihren Vater kam sie früh in Berührung mit der Kunst. Er war Porträtmaler und Flötist und fing nach dem Zweiten Weltkrieg an, bei der Paramount Film AG zu arbeiten.

Die Kindheit der Schauspielerin war jedoch vom Krieg geprägt. Der Vater und ihre beiden Brüder wurden eingezogen, sie selbst und ihre Mutter flohen nach Thüringen. «Nachdem Berlin dreimal ausgebombt wurde, und mein Vater zum Volkssturm eingezogen wurde, sagte er: ‚Raus, raus, raus mit euch aus Berlin’», erinnerte sie sich anlässlich ihres 80. Geburtstages im Jahr 2010.

Für die kleine Maria war das schwierig, musste sie doch viele Male die Schule wechseln, bis sie endlich die Mittlere Reife ablegen und die ersehnte Schauspielausbildung starten konnte.

Start der Theaterkarriere

Ihr erstes Engagement führte Sebaldt 1950 von Thüringen ans Berliner Hebbel-Theater. Viele Bühnenauftritte folgten, etwa am Theater am Kurfürstendamm und an Komödien in Berlin und München. 1969 tourte sie mit der Schauspieltruppe Zürich drei Monate lang durch Nordamerika.

Ihren eigentlichen Ruhm verdankte sie aber Film und Fernsehen. 1959 stand Sebaldt neben Stars wie Lil Dagover oder Liselotte Pulver vor der Kamera für den Zweiteiler «Die Buddenbrooks» nach dem Roman von Thomas Mann. Besonders gern spielte sie in Komödien, darunter «Drei Mann auf einem Pferd» oder «Charleys Tante».

Nach der Geburt ihrer Tochter Katharina 1967 trat Sebaldt etwas kürzer, übernahm aber dennoch viele Rollen, insbesondere in ZDF-Krimiserien wie «Der Kommissar», «Derrick» oder «Der Alte».

Dann kamen die 1980er Jahre und mit ihnen die Serien, die mit ihrer Mischung aus bürgerlich-spießiger Behaglichkeit, Alltagsdramen und Situationskomik ein Millionenpublikum vor die Fernseher lockten: «Ich heirate eine Familie», «Die Wicherts von nebenan» und – mit einem Hauch von großer, weiter Welt und Luxus – «Das Traumschiff».

Ihr Lebensmotto: «Mehr Sein statt Schein»

Prominent mittendrin: die Sebaldt, die sich aber von ihren Erfolgen nicht beeindrucken ließ. «Mehr Sein statt Schein» beschrieb sie im Jahr 2010 ihr Lebensmotto. «Ich achte darauf, mir selbst und anderen gegenüber ehrlich zu sein.» So hatte sie auch kein Problem damit, Rollen, die ihr nicht gefielen, abzulehnen. Sie wolle «echte Menschen» spielen, keine konstruierten Figuren.

Besonders am Herzen lag ihr das Verhältnis zu ihrem Ehemann Regisseur Robert Freitag. «Das Alles kann ich nur hundertprozentig machen, weil ich wirklich eine sehr glückliche Ehe führe», bekannte Sebaldt vor rund 13 Jahren, wenige Monate vor dem Tod ihres Gatten. Trost fand sie bei ihrer Tochter und ihrem Enkel, mit denen sie viele Jahre in einem Haus im Münchner Vorort Grünwald lebte.

Noch vor drei Jahren zeigte sich Sebaldt zufrieden und optimistisch und erklärte in einem Interview: «Im Herzen bin ich jung geblieben! Ich fühle mich nicht alt, mein Leben war immer positiv.»

Von Cordula Dieckmann, dpa

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