Wie genau der Tarifkompromiss aussieht, wollen die Bahn um Personalvorstand Martin Seiler (r) und die GDL um Chef Claus Weselsky (l) heute verkünden. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Fabian Sommer/dpa)

Für Fahrgäste der Deutschen Bahn kehrt ein Stück weit Verlässlichkeit auf die Schiene zurück. Der Konzern und die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) haben ihren monatelangen Tarifstreit mit mehreren Arbeitskämpfen beigelegt, wie beide Seiten mitteilten. Weitere Streiks sind damit nicht mehr möglich.

Wie genau der Tarifkompromiss aussieht, wollen Bahn und GDL heute in separaten Pressekonferenzen verkünden. Einem Medienbericht zufolge hat die Deutsche Bahn in weiten Teilen bei der Kernforderung nach einer 35-Stunden-Woche eingelenkt. Demnach soll die Wochenarbeitszeit von derzeit 38 Stunden in mehreren Stufen bis 2029 auf die von der GDL geforderten 35 Stunden bei gleichbleibendem Lohn abgesenkt werden, wie die Nachrichtenplattform «Politico» in der Nacht berichtete.

Der erste Schritt soll dem Bericht zufolge Anfang 2026 erfolgen mit einer Absenkung auf 37 Stunden. Wer von den Beschäftigten hingegen auf 40 Stunden erhöhen möchte, könne dies mit 2,7 Prozent mehr Lohn tun. Ab 2027 soll dann eine weitere Absenkung auf 36 Stunden erfolgen, ab 2028 auf 35,5 und ab 2029 dann auf 35 Stunden.

Sechs Streiks

Insgesamt sechs Mal führten Arbeitskämpfe der GDL im nun beendeten Tarifkonflikt zu erheblichen Einschränkungen für Bahnkunden. Zuletzt hatte Gewerkschaftschef Claus Weselsky Streiks deutlich kurzfristiger angekündigt als zuvor. Eine Annäherung zwischen beiden Seiten war lange nicht absehbar. Hoffnung gab es bereits im Februar, als beide Seiten über Wochen hinter verschlossenen Türen und mithilfe externer Moderatoren miteinander verhandelten. Doch die Gespräche scheiterten schließlich Anfang März. Es folgten aufs Neue Streiks.

Vor etwas mehr als einer Woche verkündeten Bahn und GDL dann überraschend gemeinsam, dass sie wieder miteinander verhandelten. Und sie äußerten sich zuversichtlich, dass es dieses Mal eine Lösung geben könnte. Strittig war neben der Frage der Arbeitszeitreduzierung auch die Laufzeit eines künftigen Tarifvertrags. Daneben forderte die GDL ursprünglich 555 Euro mehr pro Monat sowie eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro.

GDL lehnte Kompromiss ab

Der Kompromissvorschlag der Vermittler vom Februar sah eine schrittweise Anhebung der Löhne und Gehälter um 410 Euro vor. 200 Euro mehr sollte es zum 1. August dieses Jahres geben, 210 weitere Euro zum 1. April 2025. Die Laufzeit des Vertrags hätte 30 Monate betragen. Doch darauf ließ sich die GDL nicht ein.

Begonnen hatte der Tarifkonflikt Anfang November. Bereits nach der zweiten Verhandlungsrunde erklärte Weselsky die Gespräche für gescheitert und leitete im Dezember eine Urabstimmung über unbefristete Streiks ein.

Für Bahnkunden gibt es nun zumindest bis zum nächsten Frühjahr Entwarnung. Weitere Tarifrunden bei der Bahn stehen in diesem Jahr nicht mehr an. Der Tarifvertrag mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) läuft bis Ende März 2025. Erst dann sind wieder Arbeitskämpfe möglich.

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