Szene aus dem Film «La Chimera» mit Josh O'Connor (M). (Urheber/Quelle/Verbreiter: -/Piffl Medien/dpa)

Von Prinz Charles zum Grabräuber: Im Film «La Chimera» ist der aufsteigende Schauspiel-Star Josh O’Connor in einer besonderen Rolle zu sehen. Serien-Fans kennen den 33-jährigen Briten aus der Royals-Serie «The Crown», wo er in der dritten Staffel den damaligen britischen Thronfolger verkörperte.

Im Film von Alice Rohrwacher spielt er nun einen traumwandlerischen jungen Mann, der eine Gruppe von Grabräubern anführt. Doch eigentlich sucht er nicht nach Grabschätzen, sondern einer Frau, die er verloren hat. 

«La Chimera» ist ein visuell beeindruckendes, spielerisches und fantastisches Werk. Ganz in der Tradition großer italienischer Regisseure wie Federico Fellini hat die Italienerin Rohrwacher (42) einen Film geschaffen, der Sozialkritik, Träume und opulent inszenierte Bilder vermengt. 

Darum geht es

Das Geschehen ist im ländlichen Italien der 80er Jahre verortet. Der rätselhafte Brite Arthur (O’Connor) ist als Wünschelrutengänger der Anführer einer Truppe von Italienern, die etruskische Gräber plündern und die Schätze an Hehler verkaufen. Eines Nachts stoßen sie auf eine bedeutende etruskische Schatzkammer und begeben sich in Gefahr.

Arthur wirkt dabei stets neben der Spur. Er ist besessen von Gedanken an eine Frau namens Beniamina, die er verloren hat. Lange ist nicht klar, was mit ihr passiert ist. Zwischendurch trifft sich Arthur mit der Mutter von Beniamina, einer alten Opernsängerin (Isabella Rossellini). Diese wohnt mit einer Schülerin in einer verlassenen, heruntergekommenen Villa und ermuntert den jungen Grabräuber, dass seine Freundin sicher bald zurück sei.

Traum und Realität verschwimmen in dem Film, der mehr Wert auf Atmosphäre als auf den Plot legt. Die Zuschauer sehen sonnendurchtränkte Dörfer und Landschaften der Toskana, hören einem italienischen Balladensänger zu oder begeben sich mit den Grabräubern auf die Suche nach archäologischen Kostbarkeiten. 

Verschiedene Kameras im Einsatz

Der Film experimentiert mit verschiedenen analogen Kameras. «Wir haben mit drei Formaten analogen Films gearbeitet», teilte Rohrwacher mit. «35 mm, das sich für Fresken, für Ikonografie, für großformatige Illustrationen wie in Märchenbüchern eignet; Super-16 mit seinem unvergleichlichen Vermögen zum Erzählen und zur Synthese, die uns wie magisch direkt ins Herz des Geschehens führt; und 16 mm, wie von einer kleinen Amateurkamera aufgenommene Fundstücke, die an Randnotizen in einem Buch erinnern.» Einzelne Szenen werden im Vorspul-Modus gezeigt, wie bei alten Videokassetten. 

Motivisch spielt Rohrwacher mit verschiedenen Mythen. So erscheint Arthur wahlweise als Wiedergänger von Orpheus, der im Totenreich nach Eurydike sucht, oder Theseus, der nach dem Ariadnefaden tastet. «La Chimera» lief vergangenes Jahr im Wettbewerb des Filmfestivals Cannes und wurde dort für seine anspruchsvolle und zugleich spielerische Erzählweise gelobt.

O’Connors in sich gekehrte, grüblerische Darstellung eines getriebenen Mannes könnte vielen aus «The Crown» bekannt sein. «La Chimera» dürfte für ihn der Anfang einer größeren Kinokarriere sein. Bald schon ist der Brite in Luca Guadagninos neuem Film «Challengers» mit Zendaya in einer weiteren Hauptrolle zu sehen.

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