Nach der Kontroverse um eine KI-Stimme von ChatGPT bekräftigt die Entwicklerfirma OpenAI, dass diese nicht Hollywood-Star Scarlett Johansson imitieren sollte. OpenAI stellte der «Washington Post» Unterlagen zur Verfügung, die belegen sollen, dass für die Computer-Stimme Aufnahmen mit einer anderen Schauspielerin bereits Monate vor der Anfrage an Johansson gemacht worden seien.
Johansson hatte von OpenAI über Anwälte Aufklärung darüber gefordert, weshalb eine von der Firma präsentierte KI-Stimme ihrer eigenen «unheimlich ähnlich» geklungen habe. Dabei enthüllte sie auch, dass OpenAI-Chef Sam Altman ihr im vergangenen September angeboten habe, die Vorlage für eine ChatGPT-Stimme zu sein. Johansson lehnte ab. Sie hatte vor gut zehn Jahren im Film «Her» die Rolle einer KI-Assistentin gesprochen, in die sich der von Joaquin Phoenix gespielte Protagonist verliebt.
Die Stimme mit dem Namen «Sky», die im Mittelpunkt des Streits steht, veröffentlichte OpenAI erstmals ebenfalls im September 2023. Auf eine Ähnlichkeit zur Stimme von Johansson verwiesen viele aber insbesondere nach der Vorführung einer fließenden Unterhaltung mit einer neuen Version der Software vor zehn Tagen. Johansson schrieb, sie sei «schockiert und wütend» gewesen, als sie die KI-Stimme gehört habe. OpenAI entgegnete, es sei nie geplant gewesen, die Stimme wie die von Johansson klingen zu lassen – schaltete «Sky» aber vorsorglich ab.
Die «Washington Post» bekam nun Original-Aufnahmen der Schauspielerin zu hören, die die Vorlage für «Sky» lieferte. Sie habe darin der Computer-Stimme sehr ähnlich geklungen, hieß es in dem Artikel. Laut dem Agenten der Schauspielerin wurden «Her» oder Johansson von OpenAI nie erwähnt. Sie selbst betonte in einer Stellungnahme, dass sie im Alltag nicht auf eine Ähnlichkeit ihrer Stimme mit der von Johansson hingewiesen werde.
Fünf Computerstimmen
Auch die zuständige OpenAI-Managerin Joanne Jang sagte der Zeitung, für sie klinge «Sky» nicht wie Johansson. Sie habe bei der Entwicklung der insgesamt fünf Computerstimmen unter anderem mit einem Filmregisseur zusammengearbeitet. Die Technologiechefin von OpenAI, Mira Murati, sei dabei die Entscheidungsträgerin in der Chefetage gewesen.
Zugleich bleibt unklar, wieso Altman laut Johansson wenige Tage vor der Vorführung Anfang Mai noch einmal auf sie mit der Bitte zukam, es sich anders zu überlegen. Altman veröffentlichte kurz nach der Live-Demonstration bei der Online-Plattform X einen Beitrag mit dem Wort «her».
OpenAI könnten rechtliche Probleme drohen, wenn die Stimme absichtlich der von Johansson ähneln sollte. So konnte sich Schauspielerin Bette Midler in einem Verfahren gegen Ford durchsetzen. Ford hatte in den 80er Jahren vergeblich versucht, Midler für die Vertonung von Werbeclips zu gewinnen – und engagierte dann eine Stimmenimitatorin.