Eine Künstliche Intelligenz (KI) bringt den vor Jahrzehnten gestorbenen Quizmaster Hans Rosenthal (1925-1987) einmalig zurück. «Die älteste Sendung im Programm von Deutschlandfunk Kultur wagt ein Experiment», teilte der Sender über die geplante Radioausstrahlung am kommenden Sonntag mit. Anlass ist der 60. Geburtstag der Hörfunk-Ratesendung «Sonntagsrätsel», einst erfunden für den Vorgänger-Sender RIAS, damals hieß die Sendung noch «Klingendes Sonntagsrätsel».
Seine Nachkommen haben zugestimmt
Deutschlandfunk Kultur erläuterte, zum 60. Jubiläum werde Rosenthal noch einmal moderieren. «In der Sendung am 9. März um 9.30 Uhr wird der legendäre Moderator zusammen mit Ralf Bei der Kellen seine musikalische Preisfrage stellen.» Die einmalige Veranstaltung entsteht den Angaben zufolge in Abstimmung mit der Familie von Hans Rosenthal – unter Nutzung von Archivmaterial und mit Hilfe einer digitalen Stimmnachbildung. «Sie macht die Begeisterung, mit der Hans Rosenthal Millionen Hörerinnen und Hörern in Ost und West ans Radio fesselte, noch einmal hörbar», so der Sender.
Nach Rosenthal prägte Christian Bienert das «Sonntagsrätsel» für 25 Jahre. Im Jahr 2013 übernahm Uwe Wohlmacher die Sendung. Seit 2017 ist Ralf Bei der Kellen dort Moderator. Er sagte zur Aktion: «Wir wollen vor allem an Hans Rosenthal erinnern, der die Sendung mit seiner Persönlichkeit geprägt hat. Seine Stimme gehört zu den Kindheitserinnerungen vieler Hörerinnen und Hörer. Und deshalb möchten wir sie – einmalig – wieder erlebbar machen.» Am 2. April wäre der Entertainer Rosenthal («Dalli Dalli») 100 Jahre alt geworden.
Die DDR ließ Unmengen Leserpost abfangen
Die Sendung funktioniert seit 1965 nach einem einfachen Prinzip: Hörer müssen zu einem bestimmten Thema ein Wort aus sechs oder sieben Buchstaben erraten, Musikstücke helfen ihn dabei. Der große Charme des Ganzen liegt in den Anekdoten, die über Stars, Bands und historische Ereignisse erzählt werden.
Das «Sonntagsrätsel» zieht bis heute enorm viel Leserpost an. Im Kalten Krieg hatte sie für den Rundfunk im amerikanischen Sektor (RIAS) eine besondere Funktion: Sie sollte dazu dienen, die Reichweite des von den USA betriebenen Senders im Gebiet der DDR auszuloten. Die SED-Führung ließ Unmengen von Briefen abfangen, Menschen, die sich bei der Sendung meldeten, mussten mit Schikanen rechnen. Auch heute noch schicken rund 2.000 Hörerinnen und Hörer aus Deutschland und der Welt jede Woche ihre Lösung ein.