Die Moderatorin Barbara Schöneberger und Radiomoderator Thorsten Schorn stehen bei der Verleihung des Deutschen Radiopreises 2021 auf der Bühne. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christian Charisius/dpa Pool/dpa)

Corona-Pandemie, Hochwasserkatastrophe, Machtübernahme der Taliban in Afghanistan – beim diesjährigen Deutschen Radiopreis hatten die schwierigen und ernsten Themen einen hohen Stellenwert.

Dennoch blieb auch genügend Zeit zum Feiern. Denn am Donnerstagabend standen in Hamburg vor allem die Radiomacherinnen und Radiomacher im Mittelpunkt, die Neues, Mutiges, Lustiges, Spannendes und Bewegendes gewagt haben. «Radiohören ist weiter in», sagte Sportjournalist und -kommentator Marcel Reif, einer der Laudatoren.

Ihren emotionalsten Moment hatte die Gala bei der Verleihung des Sonderpreises des Beirates. Der ging an Radio Wuppertal. Ein kleines Privatradio, das in der Nacht der Hochwasserkatastrophe die Dringlichkeit des ausführlichen Informierens erkannte und auf Sendung blieb, bis auch das Notstromaggregat aufgegeben hatte. Die Begründung des Beirates sorgte an vielen Stellen für Gänsehaut.

«Radio Wuppertal hat in dieser historischen Nacht gezeigt, was gutes Lokal-Radio ausmacht. Es war achtsam und fürsorglich. Es hat den Menschen vor Ort beigestanden. Hat gewarnt, informiert, geredet und getröstet. Diese Leistung war nicht selbstverständlich in dieser Nacht», sagte die Audio-Vorsitzende der ARD, Valerie Weber. «Dieser kleine Sender hat in dieser Nacht ganz groß performt. Und wenn er auch keine Keller trocken geschippt hat, so hat er doch den Menschen beigestanden.»

Der undotierte Preis ist nach einer Auswahl der Grimme-Jury zudem in zehn Kategorien verliehen worden, für die zuvor 437 Vorschläge von 142 Radioprogrammen eingereicht worden waren.

Beste Sendung ist demzufolge die Produktion «100 Jahre Radio – eine Zeitreise ins Jahr 1920» von Tobias Prager und Marcus Fahn (Bayern 1). Die Trophäe für die beste Moderation erhielt Sümeyra Kaya von WDR COSMO für ihren «offenen, kritischen und niemals belehrenden Blick».

Der beste Podcast ist der tägliche Hintergrund-Podcast «Zurück zum Thema» von Ina Lebedjew und Stephan Ziegert (detektor FM). Als bestes Interview wurde «Das Rassismus-Bullshit-Bingo» von Carmen Schmalfeldt (Radio Leverkusen) ausgezeichnet. Den Preis für die beste Morgensendung durften Steffen Lukas und Claudia Switala für die Radio-PSR-Sendung «Die Steffen Lukas-Show» mit nach Hause nehmen.

Als beste Newcomerin wurde Moderatorin Gloria Grünwald für ihre Musiksendung «egoFM Netz am Freitag» ausgezeichnet. Der Preis für die beste Reportage ging an die Bremen-Zwei-Journalisten Jens Schellhass und Tobias Nagorny für die authentische und berührende Reportage aus einem Altersheim «Herrn Nickels Schuhe – Eine Reise ans Ende des Lebens». Das beste Informationsformat ist das junge Programm «N-JOY Weltweit» von Gina Thoneick und Carolin Wöhlert vom N-JOY-Radio des Norddeutschen Rundfunks.

Die beste Comedy ist die Corona-Homeoffice-Comedy «Gottis Corona Tagebuch Liveticker» von Martin «Gotti» Gottschild und Jürgen König (radioeins vom rbb). Als beste Programmaktion wurde der Beitrag «Zusammen sind wir bunt – Anti-Rassismus-Woche bei TOGGO Radio» von Florian Federiconi ausgezeichnet.

Auch die Situation in Afghanistan spielte eine Rolle während der Gala. So berichtete ein afghanischer Radiomoderator in einem Video über die schwierigen und angstmachenden Tage der Machtübernahme der Taliban. «Es gibt noch sehr, sehr viele Afghaninnen und Afghanen, die immer noch in Kabul und im Rest des Landes festsitzen. Heute unter dem Regime der Taliban», sagte Fernsehjournalistin und Auslandsreporterin Antonia Rados dazu. Eine freie Berichterstattung sei ohne die Helfer vor Ort nicht möglich gewesen.

Sie richtete deshalb – wie wenig später auch Comedian und Filmemacherin Enissa Amani – einen Appell an die Bundesregierung und die Zuschauer der Gala: «Bitte vergessen Sie diese Leute nicht. Ich bitte Sie, erheben Sie Ihre Stimme, wann immer Sie können und wenn es darum geht, junge Journalistinnen und Journalisten – und überhaupt vor allem Frauen – aus Afghanistan herauszubringen oder ihnen in irgendeiner Form Hilfe zukommen zu lassen.»

Mehr als 50 Radiostationen hatten die Gala live übertragen. Zudem war sie im Internet und zeitversetzt im Fernsehen zu sehen. Auf der Bühne standen neben den britischen Pop-Musikern von Duran Duran auch Johannes Oerding und Wincent Weiss, Zoe Wees, Revolverheld, Nathan Evans sowie Rag’n’Bone Man.

Von Christiane Bosch, dpa

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