Handwerksbetriebe in Deutschland sind immer mehr von Störungen in Lieferketten betroffen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christophe Gateau/dpa)

Handwerksbetriebe in Deutschland sind immer mehr von Störungen in Lieferketten betroffen.

Laut einer aktuellen Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks meldeten Ende August fast drei Viertel der Betriebe, dass Rohstoffe, Materialien oder Vorprodukte in den vergangenen vier Wochen nur eingeschränkt oder gar nicht verfügbar waren. Bei einer Firmenbefragung im Mai waren es 61 Prozent. Am häufigsten fehlten derzeit Metalle, Kunststoffe und Elektronikkomponenten. Holz und Dämmstoffe dagegen waren wieder besser verfügbar.

«Die wirtschaftliche Erholung unserer Betriebe wird zunehmend durch wieder umfangreichere Störungen der Lieferketten und durch Materialengpässe belastet», sagte ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer der Deutschen Presse-Agentur. Inzwischen müssen den Angaben nach schon drei von vier Betrieben Aufträge stornieren oder verschieben – oder sie machen wegen der Preisentwicklung Verlustgeschäfte.

Kritik an öffentlicher Hand

«Besonders ärgerlich ist, dass die öffentliche Hand trotz aller Beteuerungen und Appelle bislang die Betriebe weitgehend im Regen stehen lässt. Knapp die Hälfte der Betriebe kann noch kein Entgegenkommen der öffentlichen Hand in der Vergabepraxis feststellen», kritisierte Wollseifer. Bei öffentlichen Ausschreibungen müssten Preisgleitklauseln genutzt werden, die den Betrieben in einer Ausnahmesituation wie der aktuellen wirtschaftliche Planungssicherheit geben.

Für Lieferengpässe und Preissteigerungen gibt es verschiedene Gründe. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag hatte Mitte August berichtet, laut einer Umfrage hätten Unternehmen etwa eine gestiegene Nachfrage auf der einen und zu geringe Produktionskapazitäten auf der anderen Seite als Grund genannt. Dazu kämen Transportprobleme: Containermangel und fehlende Frachtkapazitäten auf Schiffen sorgten für Störungen in den Lieferketten.

Mit Blick auf die Corona-Pandemie sprach das Handwerk von einer «Atempause» in den Sommermonaten. Deutlich weniger Betriebe seien von Umsatzeinbußen betroffen. Laut Umfrage wachsen die Auftragsbestände.

Stabilität gefährdet

«Diese zwischenzeitliche leichte Stabilisierung darf jetzt auf keinen Fall zunichte gemacht werden», sagte Wollseifer. «Deshalb müssen wir mit allem Nachdruck beim Impfen weiter vorankommen, um die Arbeitsfähigkeit unserer Betriebe weiter aufrecht zu erhalten und den Forderungen unserer Kunden nachzukommen, die zunehmend nur vollständig geimpfte Handwerkerinnen und Handwerker in ihren Räumlichkeiten tätig werden lassen.»

Weil der Corona-Impfstatus der Beschäftigten nicht bekannt sei und Kunden dadurch keine gesicherte Auskunft dazu gegeben werden könne, müsse bereits jetzt fast jeder zehnte derart betroffene Betrieb Aufträge stornieren oder verschieben, so der Handwerkspräsident. «Es kann nicht sein, dass die Unkenntnis über den Corona-Impfstatus zu einer spürbaren Gefährdung der Auftragslage unserer Betriebe führt.»

In der Bundesregierung ist es umstritten, ob die Arbeitgeber ein Auskunftsrecht zum Impfstatus ihrer Beschäftigten erhalten sollen. Wollseifer sagte, Impfen sei das derzeit einzige Instrument, um aus der Pandemie zu kommen.

Schwierig bleibt die Lage auf dem Ausbildungsmarkt. Die coronabedingte Verunsicherung scheine bei den Bewerbern stärker und länger anzuhalten als bei den Betrieben, so der Verband. Von den befragten Betrieben, die in diesem Jahr Ausbildungsplätze zu besetzen haben, konnten 44 Prozent bisher ihre angebotenen Lehrstellen noch nicht vollständig besetzen. An der Betriebsbefragung nahmen vom 25. bis zum 30. August mehr als 1600 Betriebe teil.

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