Achim Wambach, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), erwartet einen schnellen Strukturwandel. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christoph Soeder/dpa)

Der Präsident des Forschungsinstituts ZEW, Achim Wambach, sieht die deutsche Wirtschaft vor einem großen Umbruch – der Strukturwandel werde viel schneller kommen, als viele denken.

«Er wird viele sehr stark treffen», sagte Wambach der Deutschen Presse-Agentur. «Der Strukturwandel macht mir eher Sorge als die konjunkturelle Entwicklung», so Wambach. Die größte Herausforderung sei die Energiewende. «Nun wird es auch spürbare Kosten verursachen. Der Energiemarkt muss daher effizienter werden. Wir haben noch keine kohärente Energiepolitik.» Ein Riesenthema werde die Versorgungssicherheit werden.

Das Problem der Klimapolitik sei, dass auf sehr vielen Ebenen Maßnahmen ergriffen würden – sie aber nicht synchronisiert seien. «In Deutschland besteht keine Notwendigkeit für strengere Ausbauziele als auf EU-Ebene, wenn diese zur Erreichung der Paris-Ziele führen. Wir sind jetzt in der Phase, in der man so effizient wie möglich vorgehen sollte. Wir brauchen beim Klimaschutz einen internationalen Ansatz. Notwendig dafür ist ein internationaler Klimaclub und ein Agreement der großen Wirtschaftsregionen.»

Digitalisierung und Mindestlohn

Die Digitalisierung sei bei den Unternehmen längst angekommen, aber noch nicht ausreichend bei der öffentlichen Verwaltung, sagte der Präsident des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim. «Die laufen derzeit noch hinterher. Dort liegt nun der Ball. Die öffentliche Verwaltung, die Schulen und das Gesundheitswesen müssen digitalisiert werden.»

Zu Forderungen der SPD, der Grünen und der Linken, den Mindestlohn zu erhöhen, sagte Wambach: «Unsere Kritik ist, dass der Mindestlohn politisiert wird.» Der Mindestlohn dürfe in Wahlkämpfen nicht instrumentalisiert werden. «Deswegen hat die Politik eine unabhängige Kommission eingerichtet. Und was passiert? Der Mindestlohn wird im Wahlkampf aufgegriffen. Es sollte aber kein politisches Wettrennen um höhere Mindestlöhne geben.»

Wambach machte außerdem deutlich, er habe Sympathie für ein Modell, das Renteneintrittsalter an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. «Es ja gar nicht so klar, dass die Lebenserwartung immer weiter steigt. In den USA sinkt sie. Soweit die Lebenserwartung steigt, könnte man sagen, für jedes weitere Jahr Lebenserwartung bekommt man vier Monate mehr Rente, und arbeitet acht Monate. Das hat schon etwas logisch Zwingendes.» Man müsse außerdem die private kapitalgedeckte Altersvorsorge stärken. Die bevorzugte Anlageform in Deutschland sei immer noch das Sparbuch. «Und da sind manche auch noch stolz drauf.»

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