Der Sänger Roland Kaiser wirbt für die SPD. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jörg Carstensen/dpa)

Im Wahljahr 2021 scheint das Volk so gespalten wie selten, das Rennen so offen wie noch nie. Viele Prominente rufen dazu auf, am 26. September wählen zu gehen, manche werden dabei auch parteipolitisch konkret.

«Du bestimmst, wer auf dem Thron sitzen soll. Geht wählen!», sagt die Schauspielerin Sibel Kekilli in einem vom Bundespräsidenten veröffentlichten Video. Mit der Thronformulierung spielt sie auf ihre Rolle in der Serie «Game of Thrones» an. Ebenfalls in dem Clip zu sehen sind etwa der Fußball-Star Toni Kroos und Lukas Rieger. Der 22 Jahre alte Sänger appelliert vor allem an junge Leute. Das Video schließt mit Präsident Frank-Walter Steinmeier selbst: «Es geht um so vieles – es geht um die Zukunft unseres Landes. Jede Stimme zählt!»

Wie in diesem Clip rufen Promis immer wieder zum Wählengehen auf. Der Kölner Rapper Eko Fresh sagt: «Steh auf, geh raus, setz dein Kreuz!» Und rappt in seinem Youtube-Video: «Demokratie ist zerbrechlich; siehst du sie als selbstverständlich, Digga, das rächt sich.»

Sänger Roland Kaiser ist indes wieder für die Sozialdemokraten im Einsatz und lässt per Video wissen: «Und ich wünsche mir von der SPD und Olaf Scholz, dass sie die Dinge, die sie den Wählerinnen und Wählern vorher versprochen haben, hinterher einlösen.» Auch Natalia Wörner, die Lebensgefährtin von Außenminister Heiko Maas, ist für die SPD im Einsatz.

Für die Union und ihren Kanzlerkandidaten Armin Laschet setzten sich derweil schon Sophia Thomalla ein oder der ehemalige Profiboxer Vitali Klitschko, der in Hannover auf einer Wahlkampfveranstaltung der Jungen Union (JU) für Laschet klatschte.

Gemäß dem Klischee, dass sich Kultur- und Medienschaffende gern grün engagieren, haben Baerbock und ihre Partei tatsächlich besonders viele Fürsprecher in dieser Gruppe: Promis rund um den Musiker Bela B (Die Ärzte) sprachen eine Wahlempfehlung aus, die mehr als 30 Künstlerinnen und Künstler unterstützten.

Auf Wahlkampfveranstaltungen der Grünen ließen sich zudem auch schon die Schauspielerin Nora Tschirner sehen sowie der Musiker Henning May von der Band AnnenMayKantereit, der ein Lied für Baerbock dichtete. Im «Spiegel» hat auch der viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel angekündigt, grün zu wählen.

Eine andere von Prominenten unterstützte Aktion – die auch eine Verbindung zu Wählern der grünen Partei hat – sorgt derweil im Netz für kontroverse Diskussionen. «Enkelkinderbriefe» heißt die Initiative, die auch bekannte Grünen-Politiker wie Cem Özdemir und Renate Künast auf Twitter geteilt haben.

Wie der Titel schon andeutet, geht es dabei darum, Kinder zu motivieren, mit einem Brief ihre Omas und Opas zum Wählen zu mobilisieren. Zahlreiche Promis wie Sänger Jan Delay oder die Komikerin Annette Frier unterstützen die Aktion, bei der es vor allem um das Thema Klimaschutz geht und darum, dass Kinder Großeltern von der Dringlichkeit im Kampf gegen den Klimawandel überzeugen sollen.

Eine Sprecherin der Grünen betonte, dass es sich um eine «politisch unabhängige Aktion» handele, die wie viele andere zur Wahl mobilisiere. Sie rufe nicht zur Wahl einer bestimmten Partei auf, stellte die Sprecherin mit Blick auf Kritik an Unterstützern aus den Reihen der Grünen klar. «Was jemand wählt, ist eine freie Entscheidung.»

Zuvor hatte es in mehreren Medien kritische Kommentare zur Aktion gegeben – von «emotionaler Erpressung» und Wahlmanipulation war die Rede. Einige bezeichneten die Initiative in Anspielung auf kriminelle Machenschaften als «Enkeltrick».

Der Klimawandel und seine Folgen stehen auch im Fokus anderer von Prominenten unterstützten Aktionen. In einer am Donnerstag veröffentlichten Video-Botschaft rufen 42 Prominente aus Kultur und Gesellschaft eindringlich dazu auf, das Thema ernster zu nehmen und es auch bei der Wahlentscheidung am 26. September zu berücksichtigen. Eine Empfehlung für eine einzelne Partei geben die Beteiligten im Video aber nicht ab. Initiiert haben es die Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer – selbst Mitglied bei den Grünen – und die Regisseurin Laura Fischer.

Bei der Alternative für Deutschland (AfD) gibt es im Vergleich kaum etwas zu berichten: Ein Sprecher der Partei sagte, es gebe keine Prominenten-Empfehlungen, weil Anhänger und Amtsträger der AfD «stigmatisiert» und «angegriffen oder wirtschaftlich geschädigt» würden. Es sei leicht nachvollziehbar, dass das kein Promi wolle.

Auf Landesebene in Berlin unterstützten Schauspieler wie Corinna Harfouch und Martin Wuttke sowie der Maler Norbert Bisky und die Schriftstellerin Sibylle Berg einen Wahlaufruf für die Linke und ihren Spitzenkandidaten Klaus Lederer.

Bei aller Unterstützung gibt es aber auch Promis, die Zweifel an den Kandidaten der großen Parteien äußern und Wahlaufrufe generell skeptisch sehen. Die drei Musiker der Band Silly antworteten auf die Frage, wen sie von Laschet, Scholz und Baerbock gern als nächstes an der Spitze hätten: «Keinen von den dreien.» Der Musiker Clueso sagte dem «Zeit Magazin», er halte nichts davon, dass Promis für Parteien werben: «Künstler sind keine gute Reklame, weder für Gott noch für sonst irgendwas. Sie sind alle Egoisten. Deswegen würde ich meinen Mund nicht so voll nehmen.»

Von Gregor Tholl und Fatima Abbas, dpa

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