Der Erwerb der eigenen vier Wände in Deutschland wird immer teurer und ein Ende des Preisanstiegs ist angesichts anhaltend hoher Nachfrage vorerst nicht in Sicht.
Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes mussten Käufer von Eigentumswohnungen und Häusern im zweiten Quartal bundesweit im Schnitt 10,9 Prozent mehr zahlen als ein Jahr zuvor. Es war der stärkste Anstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000, wie die Wiesbadener Behörde am Freitag mitteilte.
Im ersten Vierteljahr des laufenden Jahres hatten sich die Kaufpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser und Eigentumswohnungen nach den jüngsten Berechnungen der Statistiker durchschnittlich noch um 8,9 Prozent erhöht. «Die Kombination aus niedrigen Zinsen, ungebrochen hoher Nachfrage und vor allem in den Ballungsräumen geringem Angebot lässt die Preise weiter steigen», hatte eine im Mai veröffentlichte Studie der Sparda-Banken festgestellt. Zugleich seien die Baukosten auch wegen hoher Anforderungen an Sicherheit und anderer Aspekte wie beispielsweise die Energieeffizienz gestiegen.
Lage hat sich durch Pandemie verschärft
Experten des Hamburger Gewos-Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung waren jüngst mit Blick auf die Zahlen von 2020 zu dem Ergebnis gekommen, dass sich die «Preisdynamik im Bereich des selbst genutzten Wohneigentums im Zuge der Corona-Pandemie» noch einmal verstärkt habe.
An der Spitze liegen nach Daten der Statistiker weiter die Metropolen Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf. Ein- und Zweifamilienhäuser kosteten der Behörde zufolge dort im Schnitt 14,7 Prozent mehr als im zweiten Quartal 2020. Die Preise für Eigentumswohnungen stiegen um 12,9 Prozent.
Auch auf dem Land geht es inzwischen kräftig nach oben, allerdings meist von einem geringeren Niveau aus. Immobilienkäufer in dünn besiedelten ländlichen Kreisen mussten für Häuser im Schnitt 11,8 Prozent mehr als im Vorjahresquartal zahlen, Wohnungen verteuerten sich um 9,2 Prozent. Ähnlich war die Entwicklung in kreisfreien Großstädten abseits der Metropolen.
Die Spannbreite ist allerdings groß: So war der Quadratmeter im Kyffhäuserkreis im vergangenen Jahr für 880 Euro zu haben. Rund 8300 Euro mussten Käufer von Wohneigentum dagegen dafür im Landkreis München hinblättern, wie die Studie der Sparda-Banken in Zusammenarbeit mit dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW), seiner Beratungstochter (IW Consult) sowie dem Institut für Demoskopie Allensbach ergab.
Nicht enthalten in der Statistik der Wiesbadener Behörde sind die Nebenkosten eines Immobilienkaufs wie Makler- und Notarkosten oder Grunderwerbsteuer, die der Studie der Sparda-Banken zufolge in den vergangenen Jahren ebenfalls kräftig zulegten. «Neben der mangelnden Bautätigkeit und fehlender Ausweisung von Baugebieten insgesamt hindern vor allem Bau- und Nebenkosten Normalverdiener am Immobilienerwerb», sagte der Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Sparda-Banken, Florian Rentsch, bei der Vorstellung der Untersuchung.
Nachfrage bleibt hoch
Vor allem die Kosten für viele Baumaterialien waren zuletzt deutlich gestiegen. «Eine anhaltend hohe Nachfrage nach Rohstoffen in zahlreichen Branchen der Volkswirtschaft hält die Preise hoch», erläuterte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB).
Die Nachfrage nach Wohnraum ist der Branche zufolge weiterhin hoch. Die Auftragsentwicklung im öffentlichen Bau sei hingegen auch im Juli schwach gewesen. Insgesamt erhielt das Bauhauptgewerbe im Juli Aufträge im Wert von rund 7,9 Milliarden Euro. Wegen der gestiegenen Baupreise waren das nominal (nicht preisbereinigt) 4,9 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Bereinigt um Preiserhöhungen (real) und unter Berücksichtigung der tatsächlichen Arbeitstage lag das Plus bei 1,4 Prozent.
Der Häuserpreisindex des Statistischen Bundesamtes misst die durchschnittliche Preisentwicklung für Eigentumswohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser, die als «Gesamtpaket» aus Grundstück und Gebäude verkauft werden. Berücksichtigt werden neu erstellte und bestehende Immobilien.