2020 war ein gutes Windjahr - 2021 sieht es jedoch anders aus. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Ökostrom aus Wind, Sonne und anderen erneuerbaren Energiequellen hat von Januar bis September dieses Jahres 42,7 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland gedeckt. Das ist deutlich weniger als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres.

Es liegt aber in etwa auf dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019, wie vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zeigen. In den ersten neun Monaten 2020 hatte Ökostrom 47,8 Prozent des Verbrauchs geliefert, 2019 waren es in diesem Zeitraum 42,9 Prozent.

Der höhere Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch im Vorjahr sei von einem ungewöhnlich windreichen ersten Quartal 2020 und einem durch die Corona-Einschränkungen deutlich niedrigeren Stromverbrauch geprägt gewesen, berichtete der BDEW am Dienstag. Insgesamt wurden in den ersten drei Quartalen 2021 knapp 178 Milliarden Kilowattstunden Ökostrom erzeugt. Im Vorjahreszeitraum waren es noch gut 191 Milliarden Kilowattstunden. Gleichzeitig stieg der Bruttoinlandsstromverbrauch von gut 400 auf etwa 416 Milliarden Kilowattstunden.

Großer Einfluss des Wetters

Der Einfluss des Wetters auf die Ökostromproduktion zeigt sich vor allem bei der Windenergie. Windräder an Land sind die wichtigsten Erzeuger von Ökostrom. Ihre Stromausbeute lag mit gut 63 Milliarden Kilowattstunden in diesem Jahr bisher um 16,7 Prozent unter dem Vorjahreswert. Und auch in den ersten neun Monaten des Jahres 2019 war die Windstrommenge höher. Die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Kerstin Andreae, forderte deshalb mit Blick auf die beginnende Regierungsbildung mehr Tempo beim Ausbau der Windenergie an Land.

Der Bau neuer Windräder war in den vergangenen Jahren ins Stocken geraten. 2020 waren in Deutschland nur 420 Anlagen an Land hinzugekommen. Damit war 2020 das zweitschwächste Ausbaujahr seit Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2000 – nach 2019, als ein Tiefststand erreicht worden war. Besser sieht es bei der Photovoltaik aus. Ihr Beitrag zur Stromerzeugung steigt kontinuierlich – von gut 40 Milliarden Kilowattstunden 2019 auf fast 46 Milliarden Kilowattstunden in diesem Jahr.

Der relativ schwache Wind und der wieder steigende Stromverbrauch haben zu einer stärkeren Stromerzeugung mit Kohle geführt. Den BDEW-Zahlen zufolge stieg der Anteil der Braun- und Steinkohle an der Stromerzeugung in Deutschland von etwa 22 Prozent auf 27 Prozent.

Um die Ökostromquote in Deutschland zu ermitteln, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Gemessen an der gesamten in Deutschland erzeugten Strommenge betrug der Ökostromanteil in den ersten neun Monaten 41,7 Prozent. Der BDEW nimmt den Bruttostromverbrauch als Maßstab. Dabei wird der Stromexport in andere Länder nicht berücksichtigt. Hier beträgt die Ökostromquote 42,7 Prozent.

Das Statistische Bundesamt wiederum berücksichtigt nur die im Inland erzeugte und ins öffentliche Stromnetz eingespeiste Strommenge. Darin ist Strom, der von Industriebetrieben selbst erzeugt und verbraucht wird, nicht enthalten. Auf dieser Basis hatte die Wiesbadener Behörde für das erste Halbjahr 2021 einen Ökostromanteil von 44 Prozent (1. Halbjahr 2020: 51,9 Prozent) ermittelt.

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