Daniel Craig als James Bond mit Fischen in der Hand in einer Szene des Films "James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben". (Urheber/Quelle/Verbreiter: Nicola Dove/Universal Pictures/dpa)

«Sie sind zu spät», moniert Agentin Paloma bei ihrer ersten Begegnung mit James Bond. Knapp anderthalb Jahre zu spät, um genau zu sein. «Keine Zeit zu sterben» hatte im April 2020 Premiere feiern sollen.

Der Film war fertig, die Werbekampagne angelaufen, dann kam Corona. Den 25. James-Bond-Film als Stream zu veröffentlichen, kam für die Produzenten nicht in Frage. Nach mehreren Verschiebungen kommt der Agententhriller nun endlich auf die Leinwand. Das freut nicht nur 007-Fans, sondern auch Kinobetreiber, die mit Kassenmagnet Bond die Hoffnung auf Erholung von der Corona-Pandemie verbinden.

Am Ende des etwas enttäuschenden Vorgängers «Spectre» (2015) fuhr James Bond mit seiner Geliebten Madelaine Swann (Léa Seydoux) dem Sonnenaufgang entgegen. Doch wie in den Romanen von Ian Fleming währt diese romantische Idylle auch im neuen Film nur kurz. Nach einer spektakulären Action-Sequenz im pittoresken italienischen Matera – mit dem berühmten Aston Martin DB5 – steht Bond wieder mal alleine da.

Jahre später lebt der Agent im Ruhestand ein entspanntes Leben auf Jamaika, als ihn sein alter Freund Felix (Jeffrey Wright) besucht. Der CIA-Mann bittet ihn um Hilfe bei der Rettung eines entführten Wissenschaftlers. Und bald ist Bond zurück im Dienste Ihrer Majestät, wo Chef M (Ralph Fiennes) die Dinge zu entgleiten drohen. Anfangs sieht es allerdings so aus, als habe die Doppel-Null-Agentin Nomi (Lashana Lynch) James Bond beim MI6 den Rang abgelaufen.

Der gemeinsame Feind heißt in diesem Fall Safin (Oscar-Gewinner Rami Malek, «Bohemian Rhapsody») und ist ein wahnsinniger Krimineller mit einem Faible für Biowaffen – und einer eigenen Insel. «Wir wissen nicht wirklich, wo er herkommt», sagte Malek der Deutschen Presse-Agentur über seine Rolle. «Je weniger man über jemanden weiß, desto mehr kann er einem Angst machen.» Was wir wissen: Safin verbindet etwas mit Madelaine. Und selbst Bonds Erzrivale Blofeld (Christoph Waltz), der im Gefängnis sitzt, ist nicht vor Safin sicher.

Für den 53-jährigen Daniel Craig ist es endgültig die letzte Mission als Geheimagent. Nach 15 Jahren und fünf Filmen endet eine Ära, die 2006 mit «Casino Royale» begann. Im ersten Reboot der Reihe sah das Publikum wie James Bond zu 007 wurde, dem Agenten mit der Lizenz zum Töten. Und es erlebte nach den bunten, launigen Pierce-Brosnan-Filmen einen ernsten Agenten, der viel einstecken musste, allen voran den Tod seiner geliebten Vesper, die auch im neuen Film ein Thema ist.

James Bonds Weg, der in «Ein Quantum Trost» (2008), «Skyfall» (2012) und «Spectre» (2015) fortgesetzt wurde, bekommt mit «Keine Zeit zu sterben» nun sein ausgedehntes Finale. Mit 163 Minuten ist es der mit Abstand längste James-Bond-Film. «Wir hatten eine starke Geschichte, die wir zu Ende erzählen wollten», sagte Craig über seinen Abschiedsfilm, «viele lose Enden mussten verbunden werden.»

Auch in «Keine Zeit zu sterben» hat es sein Bond nicht leicht. Und das Publikum hat in diesem bisweilen überwältigenden Agentenepos von US-Regisseur Cary Joji Fukunaga («True Detective») mit herrlichen Bildern von Kameramann Linus Sandgren (Oscar für «La La Land») eine Menge zu verarbeiten. Einige überraschende und kontroverse Details der Handlung dürften für reichlich Gesprächsstoff sorgen.

Der 25. James-Bond-Film ist der emotionalste seit «Im Geheimdienst Ihrer Majestät» (1969). Wohl auch deshalb haben die Komponisten Hans Zimmer und Steve Mazzaro in ihren Soundtrack Elemente der alten Filmmusik von Bond-Guru John Barry einfließen lassen. Fans und Kenner der Reihe dürften über Anspielungen dieser Art verzückt sein und sich auch über andere kleine 007-Reminiszenzen freuen.

Die Besetzung um Malek und Rückkehrerin Seydoux ist hervorragend. Lashana Lynch als Nomi und Ana De Armas als Paloma verkörpern tatsächlich einen etwas anderen Typus Frau in den 007-Filmen. Wo Bond-Girls früher direkt mit Bond im Bett gelandet wären, liefern sich die Agentinnen nun scharfzüngige und witzige Dialoge mit ihrem männlichen Kollegen. Vielleicht auch ein Verdienst von «Fleabag»-Star Phoebe Waller-Bridge, die dem Drehbuch der langjährigen Bond-Autoren Neal Purvis und Robert Wade den letzten Schliff verpasste. Sicher ist: Über diesen James-Bond-Film wird man noch lange reden.

Welche Richtung die langjährigen Bond-Produzenten Barbara Broccoli und Michael G. Wilson nach Daniel Craigs Abschied mit dem nächsten Darsteller einschlagen, bleibt abzuwarten. Die Suche nach seinem Nachfolger hat trotz aller Gerüchte und der teilweise absurden Spekulationen über mögliche Nachfolger noch nicht begonnen, wie das Produzentenduo jetzt klarstellte. Auf eins kann man sich aber auch nach «Keine Zeit zu sterben» verlassen: James Bond will return.

Von Philip Dethlefs, dpa

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