Im dritten Anlauf ist Deutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia bei der milliardenschweren Übernahme des Konkurrenten Deutsche Wohnen am Ziel.
Bis zum Ende der Annahmefrist konnte sich Vonovia eine Mehrheit von 60,3 Prozent an der Nummer zwei auf dem Wohnungsmarkt sichern, wie der Bochumer Dax-Konzern am Donnerstag mitteilte. Damit entsteht ein europäischer Immobilienriese mit mehr als 550.000 Wohnungen, ganz überwiegend in Deutschland.
Vonovia-Chef Rolf Buch war bereits zwei Mal an der Übernahme der Deutsche Wohnen gescheitert. Schon 2016 hatte er eine erste Attacke auf den Konkurrenten geritten, damals gegen dessen Willen und ohne Erfolg. Beim zweiten Anlauf in diesem Jahr konnte er Vorstand und Aufsichtsrat des Berliner Unternehmens an Bord holen, aber nicht alle an der Deutsche Wohnen beteiligten Aktionäre. Sie boten zu wenige Aktien an.
Für den dritten Versuch erhöhte Vonovia das Angebot um einen Euro auf 53 Euro je Aktie. Die Deutsche Wohnen ist damit insgesamt gut 19 Milliarden Euro wert. Weil Buch auch mehrere Bedingungen für das Angebot fallen ließ, gab es zuletzt keine Zweifel, dass die Übernahme diesmal gelingen würde. Der Hedgefonds Davidson Kempner, der mit einem Antrag auf eine einstweilige Verfügung die Übernahme noch stoppen wollte, musste klein beigeben.
Integration kann beginnen
Die Zahl der angedienten Aktien sei völlig ausreichend, sagte eine Vonovia-Sprecherin. «Wir brauchen nicht mehr Aktien.» Die Integration der Deutsche Wohnen könne beginnen und solle bis Ende 2023 abgeschlossen sein. Deutsche Wohnen-Chef Michael Zahn soll als Stellvertreter von Buch in den Vonovia-Vorstand einziehen.
Dennoch läuft bis zum 21. Oktober eine weitere Annahmephase. Bisher zögernde Aktionäre können ihre Papiere für 53 Euro an Vonovia verkaufen. Der Vonovia-Anteil an der Deutsche Wohnen könnte also noch steigen. Einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag, der ein weiteres, möglicherweise höheres Angebot zur Folge haben könnte, hat Vonovia für die nächsten drei Jahre ausgeschlossen.
Umstritten ist der Deal vor allem in Berlin, wo der Deutsche Wohnen rund 114.000 Wohnungen gehören. Um Kritiker zu besänftigen, hatte Buch unter anderem eine Begrenzung der regulären Mietsteigerungen in Berlin bis zum Jahr 2026 angekündigt. Außerdem haben Deutsche Wohnen und Vonovia in Berlin 14.750 Wohnungen für fast 2,5 Milliarden Euro an drei landeseigene Gesellschaften verkauft. In Berlin war am 27. September ein Volksentscheid zur Enteignung großer Wohnungskonzerne erfolgreich.