Adele meldet sich mit neuer Musik zurück. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Matt Sayles/AP/dpa)

«Hello», Adele ist zurück! Jahrelang hat sich die prominente Künstlerin rar gemacht. Nun kann die 33-Jährige sicher sein, dass das Echo ihres Auftauchens umso größer widerhallt.

Die erste Single und bald das erste Album seit ihrem Mega-Erfolgshit «25» 2015, das erste Interview seit fünf Jahren: Die Britin gibt selbst vor, wann, wie und wo sie sich der Öffentlichkeit präsentiert.

An diesem Freitag (15. Oktober) erscheint die Single «Easy On Me», das dazugehörige Album «30» am 19. November. Ein sekundenlanger Videoauszug mit ersten Eindrücken erreichte innerhalb weniger Tage auf Instagram bereits deutlich mehr als 17 Millionen Aufrufe, die Zeitschrift «Vogue» widmete ihr die Titelstory.

Der Eindruck, der hängen bleibt: Adele versucht den Spagat. Sie will noch immer das britische Mädchen von nebenan sein. Sie spricht mit hörbarem Londoner Cockney-Dialekt, lässt gerne das «h» im Anklang weg – «’ow are you?», grüßt sie den «Vogue»-Reporter – und flucht unverhohlen, besonders gerne nutzt sie anscheinend das «F-word».

Zugleich hetzt sie durch das Leben einer A-Prominenten. Raus aus der Limousine, die Ausstellung öffnet nur für sie, dann schnellen Schrittes durch geheime Gänge und Hotelküchen, erst im abgeschirmten Hinterzimmer kann sie entspannen. Auf dem Weg fast unsichtbare Helferlein, die mal ein frisches Paar Schuhe reichen, mal dafür sorgen, dass der gewünschte Drink bereit steht.

Wer also ist Adele Laurie Blue Adkins, wie die Sängerin mit bürgerlichem Namen heißt, weit mehr als 100 Millionen verkaufte Platten, Oscar- und mehrfache Grammy-Gewinnerin? Ein Kind, verheiratet, geschieden, neu liiert.

Mit ihrem neuen Album will sie zumindest ihre Sicht der Dinge näher bringen, wie sie der «Vogue» erzählt. «Ich habe das Gefühl, dass dieses Album Selbstzerstörung ist, dann Selbstreflexion und dann eine Art Selbsterlösung», erzählt die Sängerin. Dem Reporter spielt sie vier Songs des neuen Albums vor, das erwartungsgemäß «30» heißen wird. Die Zahl wurde vor kurzem weltweit an bekannte Sehenswürdigkeiten gestrahlt, die Aufmachung deute auf Adele hin, waren Fans und Fachjournalisten sich einig.

Sie will ihrem Sohn etwas hinterlassen

Öffentlich bekannt sind bisher nur ein paar Sekunden aus «Easy On Me», dabei ist Adeles gefühlsbetonte Stimme zu Klavierklängen zu hören. Es sei kein Scheidungsalbum, betont die Sängerin, die sich 2019 kurz nach der Hochzeit von Ehemann Simon Konecki getrennt hatte. Vor allem dem gemeinsamen Sohn Angelo (9) will sie etwas hinterlassen: «Im Laufe der Zeit wurde das Album zu einer Möglichkeit, ihm Dinge zu erklären – etwas, das er sich anhören kann, wenn er älter ist.»

«Easy On Me» sei der erste Song gewesen, den sie geschrieben habe. 2018 war das, da war sie 30 – daher der Albumtitel. «Als ich 30 war, fiel mein Leben auseinander, ohne Vorwarnung.» Der Songbeginn fiel ihr unter der Dusche ein, beim Singen. Danach habe sie ein halbes Jahr lang nichts geschrieben, denn sie hatte das Gefühl: «Achja, ich habe alles gesagt.»

Eheaus: «Wir haben geheiratet, als ich 30 war – und dann bin ich gegangen», berichtet Adele. Heirat 2018, Trennung 2019. «Es hat sich nicht mehr richtig angefühlt.» Es sei nichts Schlimmes geschehen. Aber: «Ich wollte nicht enden wie viele Leute, die ich kenne. Ich war nicht unglücklich unglücklich, aber ich wäre unglücklich geworden, hätte ich mich nicht an die erste Stelle gesetzt.» Mit ihrem Ex komme sie blendend aus, sie würden alles füreinander tun, betont Adele.

Neue Liebe: Sportagent Richard Paul, er berät bekannte Größen wie Basketball-Superstar LeBron James. Neulich schaute sich das Paar ein Spiel an, es war der erste öffentlich bekannte Auftritt. Andere Männer, mit denen sie sich getroffen habe, hätten Dates mit ihr zu stressig gefunden. Rich aber sei anders. «Er ist toll. Er ist so verdammt lustig. Er ist so schlau», schwärmt Adele.

Ihr Aussehen: Adele hat abgenommen, ist deutlich schlanker als früher. Auf dem «Vogue»-Cover präsentiert sie sich glamourös und betont weiblich. Dabei hat sie immer betont, sie wolle kein Model sein. Dahinter steckt viel Arbeit. «Es war wegen meiner Angst», erzählt die Künstlerin. «Beim Training fühle ich mich einfach besser. Es ging nie darum, Gewicht zu verlieren, es ging immer darum, stark zu werden und mir jeden Tag möglichst viel Zeit ohne Handy zu widmen.» Nun sei sie «süchtig» und trainiere täglich zwei, drei Mal.

Das Album: Eigentlich war es viel früher geplant. Im Februar 2020 wurde sie gefilmt, wie sie auf der Hochzeit einer Freundin das Werk für September ankündigte. «Ich war völlig betrunken», erzählt Adele lachend. Schließlich bremste auch Corona noch die Arbeit.

Nun ist «Vogue»-Reporter Giles Hattersley einer der ersten, der die neuen Songs beschreibt. Er berichtet von einer professionellen Entwicklung, musikalisch sei die Bandbreite des neuen Albums vielseitiger als zuvor – von der Singer-Songwriterin über die «Mitternachts-Chanteuse» bis hin zum chilligen Balearen-Club bei Sonnenuntergang.

Wer Adele nun ist, bleibt offen, trotz vieler Zitate, trotz der stundenlangen Nähe, die sie der «Vogue» gönnt. «Neugeboren» sei die «britische Ikone», schreibt die Zeitschrift. Das Fazit ist aber genauso ambivalent wie die Sängerin selbst: «Es ist eine Kunst, Adele zu sein.»

Von Benedikt von Imhoff, dpa

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