Der deutsche Aktienmarkt hat am Freitag etwas Boden gutgemacht und seinen Erholungskurs fortgesetzt. Anleger hofften, dass US-Quartalsberichte positiv seien und sich die Inflationssorgen bald legten, erklärte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect-Bank.
Allerdings stelle sich die konjunkturelle Gemengelage sehr heterogen dar. Zudem sei der weitere Inflationsverlauf alles andere als vorhersehbar.
Der Dax übersprang gegen Mittag erstmals seit zweieinhalb Wochen die Marke von 15.500 Punkten und notierte zuletzt 0,61 Prozent höher bei 15.556,30 Punkten. Damit deutet sich für den Leitindex ein Wochenplus von rund 2,3 Prozent an. Der MDax der mittelgroßen Werte gewann 0,4 Prozent auf 34.306,08 Zähler. Der Eurozonenleitindex EuroStoxx 50 stieg um rund 0,6 Prozent.
Unter den Einzelwerten zählten nach der Vorlage insgesamt positiver Quartalszahlen von US-Banken Aktien deutscher Institute zu den Favoriten. Die Deutsche Bank legten als Dax-Spitzenwert um 3,3 Prozent zu, und im MDax gewannen die Anteile der Commerzbank 1,0 Prozent.
Gefragt waren außerdem Autowerte. Von den drei Autobauern im Dax verbuchten dabei die Volkswagen-Papiere mit plus 1,8 Prozent die größten Gewinne. Zwar sank auch im September der Autoverkauf der VW-Konzernmarken verglichen mit dem Vorjahresniveau spürbar, doch bei der Betrachtung des bisherigen Jahresverlaufs liegt Europas größte Autogruppe noch im Plus.
Die Siemens-Papiere gehörten mit minus 0,8 Prozent zu den Schlusslichtern. Barclays-Analyst Tanuj Agrawa stufte die Aktien ab und signalisiert mit seinem gesenkten Kursziel auf 125 Euro deutliche Rückschlagsrisiken. Die Kerngeschäftsbereiche dürften der Konkurrenz weiter hinterherhinken, glaubt er. Zudem sei der Konzern immer noch zu komplex organisiert.
Im MDax zogen die Aktien von Hugo Boss die Aufmerksamkeit auf sich und stiegen um 1,6 Prozent. Der Modekonzern blickt nach einem erfolgreichen Quartal optimistischer auf das Gesamtjahr.
Die Lufthansa-Titel schnellten nach positiven Analystenkommentaren als MDax-Spitzenreiter um 3,8 Prozent nach oben. Jaime Rowbotham von der Deutschen Bank stufte die Aktien von «Verkaufen» auf «Kaufen» hoch und hält die mittelfristigen Unternehmensziele für erreichbar. Das Analysehaus Stifel stufte die Titel von «Verkaufen» auf «Halten» hoch und ist der Ansicht, dass für die Fluggesellschaft das Schlimmste vorüber sei.
Der Euro notierte wenig verändert bei 1,1596 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1602 Dollar festgesetzt. Auf dem Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von minus 0,24 Prozent am Vortag auf minus 0,26 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,11 Prozent auf 144,06 Punkte. Der Bund-Future büßte zuletzt 0,14 Prozent auf 169,60 Punkte ein.