Timothée Chalamet (l) und Lyna Khoudri in einer Szene des Films «The French Dispatch». (Urheber/Quelle/Verbreiter: -/The Walt Disney Company Germany/dpa)

Der amerikanische Filmemacher Wes Anderson ist Schöpfer cineastischer Geniestreiche wie «Grand Budapest Hotel» und «Der fantastische Mr. Fox». Mit seinen bunten, detailreichen Bildern und seinem schrägen Humor hat er einen ganz eigenen Kinostil entwickelt.

Nun bringt er mit seinem neuen Film eine Zeitschrift auf die große Leinwand: «The French Dispatch» ist inhaltlich aufgebaut wie das titelgebende Heft. Der prominent besetzte Episodenfilm, der zum Teil im Studio Babelsberg gedreht wurde, ist eine liebevolle Hommage an den klassischen Printjournalismus.

In der fiktiven französischen Stadt Ennui-sur-Blasé (auf Deutsch: Langeweile über Gleichgültigkeit) hat der aus Kansas stammende Arthur Howitzer Jr. (Bill Murray) ein Auslandsbüro der Zeitung «Liberty, Kansas Evening Sun» gegründet. Dort wird die Beilage produziert und gedruckt, in der die Autorinnen und Autoren ihre Sicht auf Kunst, Kultur, Politik und Gesellschaft in Frankreich teilen.

Doch nun ist Howitzer tot. Und in seinem Testament hat er verfügt, dass «The French Dispatch Of The Liberty, Kansas Evening Sun» – so der vollständige Titel – eingestellt werden soll. Seine trauernden Angestellten, die laut Howitzers Anordnung nicht im Büro weinen dürfen, erinnern sich in Rückblicken.

Es beginnt mit einem kurzen, amüsanten Reisebericht des radelnden Reporters Herbsaint Sazerac (Owen Wilson), herrlich in Szene gesetzt im typischen Anderson-Stil mit symmetrischen, teils fast statischen Bildern in altmodischen Farben. Der Film wechselt zwischen Farbe und Schwarz-Weiß, verschiedenen Formaten und sogar Zeichentrick-Szenen.

«Wes ist ein echter Poet», schwärmte Léa Seydoux im Interview der Deutschen Presse-Agentur. «Er ist ein Freigeist, der seine eigene Sprache erschaffen hat.» Seydoux, die im James-Bond-Thriller «Keine Zeit zu sterben» die weibliche Hauptrolle spielt, ist in einer von drei längeren Stories zu sehen, die im Frankreich der 60er Jahre spielen und den Kern von «The French Dispatch» bilden.

Tilda Swinton brilliert als affektierte Kunstexpertin, die über einen Maler (Benicio Del Toro) im Gefängnis berichtet. Hinter Gittern posiert dessen Wärterin (Seydoux) als Aktmodell für ihn. Im Politikteil schreibt Lucinda Krementz (Frances McDormand) über eine Studentenrevolte und deren Anführer Zeffirelli (Timothée Chalamet).

Facettenreich, aber etwas zu lang ist die dritte Geschichte um einen Journalisten (genial: Jeffrey Wright), der sich in einer Talkshow erinnert, wie er über einen Starkoch und Polizeikommissar (Steve Park) schreiben wollte, dann aber in eine wilde Kriminalgeschichte verwickelt wurde, in der auch Mathieu Amalric, Saoirse Ronan, Edward Norton und Willem Dafoe mitwirken. Trotzdem bleibt es kulinarisch.

Den Abschluss bildet der Nachruf auf Howitzer. «The French Dispatch» wurde vom berühmten US-Magazin «The New Yorker» inspiriert. Dessen Herausgeber Harold Moss war die Blaupause für Murrays Figur. Wes Andersons Film ist voller Details und Anspielungen, die Augen und Geist erfreuen. Man staunt über die grandiosen Bilder, lacht über den schrägen Humor und genießt die herrlichen Auftritte der vielen Stars, die teilweise zur Höchstform auflaufen. Ein charmanter Kinospaß.

The French Dispatch, USA/Frankreich/Deutschland 2021, 108 Min., FSK 12, von Wes Anderson, mit Bill Murray, Léa Seydoux, Jeffrey Wright, Timothée Chalamet, Frances McDormand

Von Philip Dethlefs, dpa

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