Blick auf das Atatürk-Kulturzentrum. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Mirjam Schmitt/dpa)

Die Millionenmetropole Istanbul bekommt ein neues Opernhaus. An diesem Freitag wird das Atatürk-Kulturzentrum am Taksim-Platz eröffnet.

Das Gebäude beherbergt neben dem Opernhaus mit einer Kapazität von 2500 Zuschauern auch ein Kino, Bibliotheken, Cafés und Restaurants. Es ersetzt das alte Gebäude, das 2018 abgerissen wurde.

Mit der Glasfassade erinnert der Bau an die Architektur des alten Zentrums. Markant ist nun die dunkelrote Kugel, die durch das Glas von außen sichtbar ist und das Auditorium birgt. Architekt ist Murat Tabanlioglu – Sohn des Architekten Hayati Tabanlioglu, der das alte Gebäude entworfen hatte.

Das im Volksmund AKM genannte Zentrum war ursprünglich 1969 als «Istanbuler Kulturpalast» gebaut worden. Es ist ein symbolträchtiges Gebäude – benannt nach dem Republikgründer Mustafa Kemal Atatürk, stand es auch für eine moderne Türkei. Nach einem Feuer im Jahr 1970 wurde es renoviert und 1977 als Atatürk-Kulturzentrum wiedereröffnet.

Schon 2005 hatte das Kulturministerium empfohlen, das Gebäude abzureißen. Angesichts des Widerstands dagegen wurden die Pläne zwar zunächst auf Eis gelegt, 2008 wurden die Aufführungen aber eingestellt. Das Gebäude verfiel. Im Februar 2019 wurde der Grundstein für den Neubau gelegt.

Das Gebäude war auch ein Symbol der regierungskritischen Gezi-Proteste von 2013. Diese hatten sich an der geplanten Zerstörung des Gezi-Parks am Taksim-Platz entzündet und weiteten sich zu landesweiten Protesten gegen den damaligen Ministerpräsidenten und heutigen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan aus. Die Demonstranten besetzten damals auch das Atatürk-Kulturzentrum und wehrten sich gegen den geplanten Abriss des Gebäudes. Erdogan bezeichnete das Zentrum damals als Symbol für die «marginale Ideologie» der Demonstranten.

Umso überraschender war für viele, dass das neue Gebäude dann doch ganz im Stile des alten gebaut wurde und auch seinen säkularen Namen behalten durfte. Die Fassade des neuen Gebäudekomplexes wurde der markanten Glas- und Beton-Front des alten Kulturzentrums nachempfunden. Es wirkt allerdings heller und luftiger. Es liegt an einem Ende des Taksim-Platzes – gegenüber der neuen Moschee, die Erdogan im Mai eröffnet hatte.

Kulturfreunde sind nun gespannt auf das Programm und ob auch kritischere Stimmen etwa am Theater ihren Platz darin finden können. Das Gebäude untersteht dem Kulturministerium. Das Auftaktkonzert am Sonntag gibt das London Symphony Orchestra.

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