Die Verhandlungen zwischen Airbus und IG Metall verliefen bisher erfolglos. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bodo Marks/dpa)

Der seit Monaten schwelende Konflikt zwischen IG Metall und Airbus um den Umbau der zivilen Flugzeugfertigung in Deutschland tritt in die entscheidende Phase.

Sollte am 31. Januar in Hamburg keine Lösung am Verhandlungstisch erreicht werden, will die Gewerkschaft eine Urabstimmung über einen Streik einleiten. «Der 31. ist die Deadline», sagte der Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Hamburg, Emanuel Glass, der dpa. Zuletzt hatten sich Anfang Dezember mehr als 14.000 Beschäftigte an teils mehrtägigen Warnstreiks beteiligt und mitten im Jahresendspurt die Produktion weitgehend lahmgelegt.

Verhandlungen bisher ohne Ergebnis

«Ganz klar, unsere Warnstreiks haben Wirkung gezeigt», schrieb der Verhandlungsführer und norddeutsche Bezirksleiter der IG Metall, Daniel Friedrich, in einem Flugblatt an die Belegschaft. Nach bis dahin fünf ergebnislosen Verhandlungsrunden hatte Friedrich bereits am 14. Januar erneut mit dem Management gesprochen und sieht erste Fortschritte, betont aber auch: «Von konkreten Ergebnissen sind wir noch entfernt und es muss sich zeigen, wie verlässlich die bisherigen Gespräche am Ende des Tages sind.» Bei Airbus hieß es lediglich: «Wir sind im Gespräch.» Den aktuellen Verhandlungsstand wollte das Unternehmen nicht kommentieren.

Airbus hatte eigentlich die Absicht, bereits Anfang 2022 die Montage von Flugzeugrümpfen und -strukturen in einem neuen Tochterunternehmen zusammenzufassen. Betroffen wären die Airbus-Werke Stade, Teile des Standorts Hamburg sowie die Airbus-Tochter Premium Aerotec mit drei der vier Augsburger Werke und den Standorten Bremen und Nordenham. Zudem will der Flugzeugbauer die Teilefertigung bei Premium Aerotec in Augsburg, im friesischen Varel und in Rumänien an einen Investor verkaufen.

Die Gewerkschaft zeigt sich zwar prinzipiell offen für eine solche Investorenlösung, verlangt aber, dass parallel auch ein Verbleib der Teilefertigung im Airbus-Konzern geprüft wird. Zweites großes Konfliktfeld ist die Reichweite von Standort- und Beschäftigungszusagen in der Airbus-Strukturmontage. Die Gewerkschaft verlangt eine Perspektive weit bis ins kommende Jahrzehnt, wenn die Produktion eines Nachfolgers der erfolgreichen A320-Familie ansteht.

Prall gefüllte Auftragsbücher

Für den vor Boeing derzeit weltgrößten Flugzeugbauer käme ein Arbeitskampf zur Unzeit: Nachdem Airbus die Produktion der Kassenschlager aus der A320-Familie in der Corona-Krise von rund 60 auf 40 Maschinen pro Monat zurückfuhr, steuert er inzwischen Rekorde an.

Nach monatlich etwa 45 Jets Ende 2021 soll es bis Sommer 2023 schrittweise auf 65 Maschinen nach oben gehen, wie Konzernchef Guillaume Faury vor zwei Wochen bekräftigte. Das wären so viele wie nie zuvor. Für Mitte des Jahrzehnts hat der Manager bis zu 75 Maschinen pro Monat im Auge.

Angesichts dieser Pläne und prall gefüllter Auftragsbücher will Airbus im ersten Halbjahr weltweit 6000 Arbeitskräfte einstellen. Ein Teil davon ist der Ersatz von Abgängen, ein anderer Teil entfällt auf neu geschaffene Stellen. Wegen der Auswirkungen der Corona-Krise auf die Luftfahrtbranche hatte Airbus Ende Juni 2020 den Abbau von 15.000 Stellen weltweit angekündigt. Laut Personalchef Thierry Baril verließen letztlich 10.000 ihre Stellen. Auf welche Standorte wie viele neue Stellen entfallen sollen, ist bislang nicht bekannt.

Von