Katharina Althaus (M) bejubelt ihre insgesamt vierte Medaille bei dieser WM. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Karmann/dpa)

Glückselig winkte Medaillengarantin Katharina Althaus ihrem völlig euphorischen Fanclub zu. Als sie ihre beiden Brüder mit riesigen Kuhglocken um den Hals erspähte, lachte die 26 Jahre alte Oberstdorferin komplett losgelöst.

Bronze statt Gold und kein historischer Vierfacherfolg: Das alles grämte Althaus in diesem Moment überhaupt nicht. «Total verrückt! Ich freue mich so sehr, dass es heute noch geklappt hat – einfach Wahnsinn», sagte Althaus, die ihrer extra angereisten Familie, Freunden und dem Team dankte. Glücklich küsste sie ihren Verlobten.

Bundestrainer Maximilian Mechler fehlten nach der grandiosen WM seiner Vorzeigesportlerin fast die Worte. «Unglaublich. Gratulation Katha», sagte er in der ARD und zollte «größten Respekt».

Althaus musste sich im Einzel von der Großschanze nur der kanadischen Überraschungssiegerin Alexandria Loutitt und Maren Lundby aus Norwegen geschlagen geben. Noch nie zuvor hatten eine Kanadierin oder ein Kanadier WM-Gold im Skispringen gewonnen. Für Althaus war es dagegen schon die neunte WM-Medaille der Karriere. Mit Gold hätte sie als erste Skispringerin vier Titel bei einer WM gewonnen.

Angefeuert vom eigens mit dem Bus aus dem Allgäu angereisten Fanclub mit 40 enthusiastischen Anhängern, die ein großes Banner dabei hatten, sprang Althaus vor malerischer Winterkulisse im Tal der Schanzen 120,5 sowie 128 Meter weit. Nach den ersten Interviews trugen sie ihre Brüder auf den Schultern über den Schnee. Althaus weinte vor Freude.

«Jetzt ist die Sammlung komplett»

Sie ist in der Form ihres Lebens. Nach ihrem ersten Planica-Titel im Einzel von der Normalschanze hatte Althaus bereits gesagt, dass weitere Erfolge «Zugabe» seien. Mit so vielen davon hatte sie dabei wohl nicht gerechnet. Vier Wettkämpfe, dreimal Gold und einmal Bronze: Mehr geht fast nicht. Bronze hatte sie zuvor bei WM oder Olympia noch nie gewonnen. «Jetzt ist die Sammlung komplett. Jetzt habe ich einen ganzen Satz», sagte Althaus und lächelte. Die stets offen auftretende und meist fröhliche Allgäuerin ist das Gesicht dieser WM.

Althaus war als aussichtsreiche Medaillenkandidatin nach Slowenien gereist. Sechsmal siegte die heimatverbundene Sportlerin und Kämpferin für Gleichberechtigung im Skispringen in diesem Winter bereits im Weltcup. Topfavoritin war allerdings die österreichische Gesamtführende Eva Pinkelnig gewesen. Althaus sprang sich jedoch in einen Rausch, auch wenn ihr die ganz große Krönung zum Abschluss verwehrt blieb. Dem Einzel-Erfolg folgten die ausgelassen gefeierten Titel im Team mit Selina Freitag, Anna Rupprecht und Luisa Görlich sowie im Mixed-Team mit Andreas Wellinger, Karl Geiger und Freitag.

Zehnte Medaille für den DSV in Planica

«Erstmal heute durchschnaufen und den Wettkampf verdauen», sagte Bundestrainer Mechler und ergänzte: «Vielleicht kann man das irgendwann realisieren, was passiert ist in der letzten Woche.»

Althaus bescherte dem Deutschen Skiverband (DSV) bereits das zehnte Edelmetall bei diesen Titelkämpfen. Die Heim-WM in Oberstdorf 2021 ist längst getoppt. Vor rund 1500 Zuschauern bei leichtem Schneefall belegte Selina Freitag als Zweitbeste aus dem Mechler-Team den 19. Platz. Pauline Heßler landete auf Rang 26.

Von Thomas Eßer und Patrick Reichardt, dpa

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