Verdi-Fahne während eines Warnstreiks am Flughafen Berlin-Brandenburg BER im Januar. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christoph Soeder/dpa)

Zehntausende Flugreisende müssen sich am Montag erneut auf erhebliche Verspätungen und Ausfälle an mehreren Flughäfen in Deutschland einstellen. Am Montag werden die norddeutschen Flughäfen Hamburg, Hannover, Bremen sowie der Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg BER von Verdi ganztägig bestreikt. Dies dürfte auch Auswirkungen auf andere Airports haben. Die Gewerkschaft hat Sicherheitspersonal sowie andere Beschäftigte zu einem Arbeitskampf aufgerufen. Es sei mit längeren Wartezeiten bis hin zu Flugausfällen zu rechnen, teilte Verdi am Samstag weiter mit.

Nach Angaben des Flughafenverbandes ADV werden nach aktuellem Stand 351 Abflüge gestrichen. 45 000 Passagiere seien direkt betroffen. Insgesamt sei mit knapp 100.000 betroffenen Passagiere zu rechnen, da auch Flüge von anderen Flughäfen ausfallen werden. Erneut würden Reisende zum Spielball des Arbeitskampfes, kritisierte der Verband und monierte, die Ankündigung sei kurzfristig gekommen. Die Passagiere hätten kaum eine Chance, sich Alternativen zu suchen.

Hintergrund sind laut Gewerkschaft die erfolglosen Tarifverhandlungen für die Bezahlung der Luftsicherheitsbeschäftigten für Arbeiten zu ungünstigen Uhrzeiten. Aber auch Verhandlungen für Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste sowie für Beschäftigte des öffentlichen Dienstes bei Bund und Kommunen spielten eine Rolle.

Verdi steht nach eigenen Angaben seit Jahren mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) in Verhandlungen. Die Zuschläge seien seit 2006 nicht mehr verbessert worden, seit 2013 werde über eine Erhöhung gesprochen. Zuletzt sei Anfang 2019 vereinbart worden, die Verhandlungen dazu fortzusetzen. Sie wurden laut Verdi im Januar aufgenommen und im Februar 2020 fortgesetzt.

10,5 Prozent mehr Lohn gefordert

Wegen der Pandemie seien die Gespräche vom BDLS nicht weitergeführt worden. Erst durch eine erneute Verabredung in der Entgelttarifrunde 2022 war der BDLS laut Verdi bereit, über die Forderungen zu verhandeln. Die Arbeitgeber hätten bisher kein Angebot vorgelegt. Vom BDLS lag zunächst keine Stellungnahme vor.

Am Hauptstadtflughafen BER soll der Warnstreik am Montag um 03.30 Uhr beginnen und um 24.00 Uhr enden. In Berlin werden nach Angaben des BER rund 200 Abflüge gestrichen. Betroffen seien etwa 27.000 Passagiere. Vom Hamburger Flughafen werden von Sonntagabend bis Montagabend keine regulären Flüge starten. «Weil die Fluggäste die bestreikte Kontrollstelle nicht passieren können, werden alle geplanten 123 Abflüge gestrichen oder finden ohne Passagiere statt», teilte der Hamburger Flughafen am Sonntag mit.

In Hamburg hat Verdi rund 2000 Beschäftigte mit Beginn der Nachtschicht am Sonntag gegen 22.00 Uhr zu einem 24-stündigen Warnstreik aufgerufen. Der Flughafen rechnet mit erheblichen Einschränkungen für Zehntausende Reisende. «Und das mitten in den Hamburger Märzferien, die eine beliebte Reisezeit für Familien mit Kindern sind», sagte Flughafensprecherin Janet Niemeyer.

An den Flughäfen in Hannover und Bremen ist laut Verdi davon auszugehen, dass am Streiktag keine Passagierflugzeuge starten oder landen können. In Hannover waren für Montag 35 Abflüge und 34 Ankünfte geplant. Der Ausstand ist von Mitternacht an für 24 Stunden angekündigt. «Für die Fluggäste ist das sehr ärgerlich, aber in Niedersachsen sind noch keine Ferien», sagte eine Sprecherin des Flughafens. In Bremen waren 20 Abflüge und 19 Ankünfte terminiert.

ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel warf Verdi vor, die Flughäfen im Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes als öffentlichkeitswirksame Bühne zur Durchsetzung ihrer Forderungen zu missbrauchen. Nicht hinnehmbar für die Flughafenbetreiber sei auch, dass Verhandlungen mit den Arbeitgebern der Luftsicherheitsbranche von Verdi mit den Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst vermischt würden. Völlig ausgeblendet werde, dass sich Airlines und Flughäfen gerade von der tiefsten Krise der Luftfahrt erholten.

Die Gewerkschaft fordert für die bundesweit rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeberseite bietet bislang fünf Prozent mehr Geld in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von 2500 Euro. Die dritte Verhandlungsrunde ist vom 27. bis 29. März in Potsdam verabredet.

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