Bio-Lebensmittel werden weiterhin vorwiegend im Supermarkt gekauft. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland haben im vergangenen Jahr erneut mehr Bio-Lebensmittel gekauft. In diesem Jahr müssen sie sich aber wohl auf höhere Preise einstellen.

«Bisher haben wir es nur mit leichten Preissteigerungen im Laden zu tun», sagte Branchenexpertin Diana Schaak von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft am Dienstag. Das werde sich in diesem Jahr aber wegen der gestiegenen Erzeugerpreise sowie der höheren Energie- und Transportkosten voraussichtlich ändern.

Nach einer Umfrage im Auftrag des Bundesernährungsministeriums kauften im vergangenen Jahr 38 Prozent der Befragten häufig oder nur Bio-Lebensmittel – nach 37 Prozent bei der Umfrage im Vorjahr. Dass sie künftig häufig Öko-Produkte kaufen wollen, gaben 41 Prozent an – ausschließlich planen es laut dem «Öko-Barometer» demnach sechs Prozent.

Mehr als nur ein Trend

«Bio ist längst mehr als nur ein Trend», sagte Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Grüne) der Deutschen Presse-Agentur. Größeres Wachstumspotenzial sieht das Ministerium etwa in der Gastronomie und generell bei der Außer-Haus-Verpflegung. Mit Förderung sollen die Bedingungen für Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung weiter verbessert werden.

Im vergangenen Jahr erzielten Bio-Lebensmittel und -getränke in Deutschland nach Angaben des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) einen Umsatz von fast 16 Milliarden Euro, ein Plus von fast sechs Prozent im Vergleich zum coronabedingten Rekordjahr 2020. Etwa ein bis zwei Prozent der Umsatzsteigerungen gingen 2021 auf Preiserhöhungen zurück, vier bis fünf Prozent auf Mengensteigerungen, sagte Schaak.

Vor allem bei Fleisch und Fleischersatzprodukten ändere sich das Einkaufsverhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher, sagte die BÖLW-Vorsitzende Tina Andres. Nach BÖLW-Angaben kommt Bio inzwischen auf einen Anteil von fast sieben Prozent im deutschen Lebensmittelmarkt.

«Die Zuwächse im Biosektor sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass Bio nach wie vor eine Nische ist», teilte der Geschäftsführer der Verbraucherorganisation Foodwatch, Chris Methmann, mit. «Bio-Fleisch hat einen Marktanteil von nicht einmal 5 Prozent, Bio-Wurst sogar noch weniger.» Das Ziel der Bundesregierung, dass 30 Prozent der deutschen Agrarfläche bis 2030 ökologisch bewirtschaftet werden soll, löse die gravierenden Probleme in der Landwirtschaft und Lebensmittelherstellung nicht.

Ursprünglich wollten BÖLW und Organics International die aktuellen Zahlen zum nationalen und internationalen Bio-Markt auf der weltweit größten Naturkostmesse Biofach in Nürnberg vorstellen. Diese wurde aber wegen der Corona-Pandemie von Februar auf Juli verschoben.

Jeder siebte Hof in Deutschland wirtschaftet dem BÖLW zufolge mittlerweile ökologisch. 2021 stellten 320 Betriebe auf Bio-Landwirtschaft um, die Fläche stieg um fast 5 Prozent auf fast 1,78 Millionen Hektar – fast 11 Prozent der deutschen Agrarfläche. Um das im Koalitionsvertrag festgelegte Ziel von 30 Prozent bis 2030 zu erreichen, müssten jährlich 12 Prozent Öko-Fläche dazukommen, sagte Andres. Dafür brauche es politische Rahmenbedingungen und mehr finanzielle Förderung.

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