Andrea Nahles ist Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Arbeitsagentur-Chefin Andrea Nahles hat eine neue Willkommenskultur gefordert, um mehr Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen und sie auch in Deutschland zu halten.

«Der Spirit Einwanderungsland ist in Deutschland noch nicht da», sagte sie dem Nachrichtenportal t-online. «Es kommen ja nicht Fachkräfte zu uns, sondern Menschen. Und deshalb brauchen wir auch die Bereitschaft, sie eben nicht nur als Fachkräfte zu sehen, sondern als Menschen willkommen zu heißen. Sonst wird es nicht gelingen.»

Nahles sieht das eigentliche Problem vor allem bei der hohen Zahl an Auswanderern. Allein im vergangenen Jahr seien rund 1,1 Millionen Menschen nach Deutschland gekommen. «Eigentlich eine tolle Zahl. Da könnten wir richtig stolz drauf sein», so Nahles. «Dummerweise sind gleichzeitig 750.000 Leute wieder ausgewandert.» Laut Nahles beklagten sie, dass sie unterhalb ihrer Qualifikation arbeiteten, weil ihre Berufsabschlüsse nicht anerkannt würden. «Außerdem hätten sie gern ihre Familie bei sich, die darf aber nicht kommen.»

Wenn Deutschland die Zahl der Auswanderer reduzieren würden, könnte laut Nahles ein Teil des Fachkräfteproblems gelöst werden. Sie kritisierte die «vielen Hürden» für Zuwanderer.

«Es beginnt schon damit, dass die Menschen in ihrem Heimatland Deutsch lernen müssen. Es gibt aber nicht überall Deutschlehrer. Und dann müssen Interessenten den Kurs selbst bezahlen, das können sich manche schlicht nicht leisten.» Deutschland konkurriere dabei mit englischsprachigen Ländern. Englisch sei eine Sprache, die viele in der Schule lernten. «Und schließlich dauert es oft Monate, bis man einen Termin beim Konsulat für ein Visum bekommt.»

Zahl der Ü-60-Arbeitnehmer steigt kräftig

Eine andere Möglichkeit, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist der verlängerte Einsatz von älteren Arbeitnehmern. Doch hier gab es zuletzt immer wieder die Frage, ob Ältere zu früh aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Doch diese Befürchtung widerlegen nun neue Zahlen des Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg, die heute erschienen sind.

Nach deren Angabe hat die Erwerbsquote der 60- bis 64-Jährigen in den vergangenen zehn Jahren um 16 Prozentpunkte auf mehr als 65 Prozent zugelegt, die Quote der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um mehr als 20 Prozentpunkte. «Die Quote ist dramatisch gestiegen, viel mehr Menschen als früher arbeiten länger», sagt IAB-Forscher Enzo Weber.

Dennoch sei noch Luft nach oben. Es könnten noch mehr Ältere länger arbeiten. Dazu gehöre jedoch auch, die Menschen jenseits der 60 in den Betrieben richtig einzusetzen. «Etwa da, wo sie ihre Erfahrungen weitergeben können», sagte Weber. Flexible Arbeitszeiten und viele andere Faktoren seien wichtig. «Wenn man das alles bereitstellt, dann schalten die Leute auch nicht ab», sagte der IAB-Forscher.

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