Mann des Abends: Lionel Messi (r) feiert Elmeterkiller Emiliano Martinez. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Martin Rickett/PA Wire/dpa)

Emiliano Martínez hat es wieder getan, und wieder liegt ihm ganz Argentinien zu Füßen und Händen – angefangen bei Lionel Messi. Der 30 Jahre alte Karrierespätstarter im Tor der Albiceleste lag noch auf dem Boden, fassungslos und mitgenommen von dem, was gerade passiert war, da eilte Kapitän Messi als erster zu ihm. Denn Emiliano Martínez, Spitzname «Dibu», hat es Messi letztlich zu verdanken, dass sein Traum vom Titel bei seinem Abschied von der Weltmeisterschafts-Bühne weiter Realität werden kann. 

Dass eben jener Martínez, dessen Laufbahn eher das Gegenteil der Karriere Messis ist, schon einmal Wegbereiter dank seiner Elfmeterhalter-Qualitäten war, gehört zur bemerkenswerten Dramaturgie und Dynamik dieser argentinischen Mannschaft, die die Niederlande 4:3 im Elfmeterschießen bezwungen hatte. Nach 90 Minuten plus über elf Minuten Nachspielzeit hatte es 2:2 gestanden – nach einer 2:0-Führung der Argentinier bis zur 83. Minute.

Die beiden Fehlschüsse der Holländer beim Elfmeterschießen nach einer hoch aufgeladenen und irren Partie am Freitag im Lusail-Stadion hatte Martínez zu verantworten – mit zwei Paraden. «Er hat es schon gegen Kolumbien bei der Copa im vergangenen Jahr gemacht», erinnerte sich auch Trainer Lionel Scaloni nur zu gut. Da waren es sogar drei gehaltene Elfmeter gewesen, Argentinien hatte sich dadurch im Halbfinale gegen Kolumbien durchgesetzt und danach die Copa América gewonnen. 

Torheld und Sprücheklopfer

Berühmt wurde Martínez damals nicht nur, weil es erst sein siebtes Länderspiel war, sondern neben vielen Sprüchen, die er den Schützen entgegenschleuderte, auch durch diesen Satz: «Schau, wie ich dich esse, Bruder.» Gesagt im leeren Rund – Zuschauer waren wegen der Corona-Pandemie nicht erlaubt. Nur dadurch fingen die Mikrofone dies und die anderen verbalen Verunsicherungsscharmützel des Keeper auf. 

Dazu war es vor knapp 90.000 Zuschauerinnen und Zuschauern – wieder mal die meisten in argentinischen Trikots – am Freitag zu laut. Es herrschte Heimspielatmosphäre fern der Heimat. «Das waren pure Emotionen. Wir haben das für 45 Millionen Argentinier gemacht, für das ganze Land», sagte Keeper Martínez: «Unserem Land geht es wirtschaftlich so schlecht. Ein kleines bisschen Freude, das ist wunderschön.» 

Wunderschön dürfte er auch den Blick in die argentinischen Zeitungen am Samstag finden, online sicher eher im WM-Camp auf dem Campus der Universität von Katar. «Der Tag, an dem er zum Superhelden wurde», titelte «Clarín». «Magische Hände» attestierte «La Nacion» dem Schlussmann der Argentinier, die nun im Halbfinale am kommenden Dienstag auf Kroatien treffen. Die Mannschaft um Starspieler Luka Modric hatte Argentiniens Erzrivalen Brasilien ausgeschaltet – übrigens im Elfmeterschießen.  

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